Arzneimittel-Atlas: moderater Anstieg der Arzneimittelausgaben von 4,4 Prozent

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Arzneimittel stiegen 2015 um 1,48 Milliarden Euro auf 34,84 Milliarden Euro. Das entspricht einem moderaten Plus von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2014 war der Zuwachs durch Sondereffekte wie den auslaufenden erhöhten Herstellerabgabe doppelt so hoch. Für das Jahr 2016 erwarten IGES-Experten, dass die Ausgaben mit 4,3 Prozent ähnlich wachsen werden.

Berlin, 18. Oktober 2016 (IGES Institut) - Das geht aus dem Arzneimittel-Atlas 2016 des IGES Instituts hervor. Am stärksten trieb mit 1,78 Milliarden Euro der Mehrverbrauch von Medikamenten die Ausgaben in die Höhe. Den größten Anteil hieran hatten erneut Immunsuppressiva zur Behandlung von Krankheiten wie rheumatoide Arthritis oder Multiple Sklerose (26 Prozent). An zweiter Stelle folgten die antiviralen Mittel, vor allem neue Wirkstoffe zur Behandlung der chronischen Hepatitis C (23 Prozent), gefolgt von Arzneimitteln zur Behandlung bestimmter Formen der Makuladegeneration (12 Prozent).

Zweitstärkster Ausgabentreiber, mit 1,14 Milliarden Euro allerdings schwächer als im Vorjahr, war der Einsatz innovativer Therapien vor allem bei Hepatitis C, Krebs oder zur Schlaganfallprophylaxe. Dieses Ausgabenplus kompensieren jedoch Einsparungen: zum einen aufgrund der Verschreibung günstiger Generika und der Abgabe rabattierter Arzneimittel (713 Millionen Euro), zum anderen durch günstigere Preise etwa nach Preisverhandlungen im Rahmen der frühen Nutzenbewertung oder infolge von Rabattverträgen (740 Millionen Euro).

Die höchsten preisbedingten Einsparungen leisteten 2015 die antiviralen Mittel. Preisrückgänge und sinkender Verbrauch lassen vor allem die Ausgaben für die neuen Wirkstoffe zur Therapie der Hepatitis C sinken.

Bei Krebsmedikamente sind bedingt durch zahlreiche Innovationen sowohl Verbrauch als auch Ausgaben in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Ihr Anteil an den gesamten Arzneimittelausgaben stieg jedoch nur langsam und lag 2014 bei 12,9 Prozent. Seit den 1990er-Jahren ist die krebsbedingte Mortalitätsrate um ein Viertel zurückgegangen.

Im Bereich ihrer Analysen zur frühen Nutzenbewertung nach dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) untersuchten die IGES-Experten, wie bewertete Arzneimittel mit Zusatznutzen den dafür geeigneten Patienten verordnet werden. Erneut zeigte sich, dass in den meisten Fällen der tatsächliche Verbrauch unter dem erwarteten Verbrauch liegt und ein rascher Ausgleich in den nächsten Jahren nicht zu erwarten ist.

Der Arzneimittel-Atlas 2016 erscheint zum elften Mal in Folge und erscheint im Auftrag der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa). Sämtliche Daten sowie zusätzliche Informationen sind auch in der Online-Version des Arzneimittel-Atlas dargestellt, die seit vergangenem Jahr veröffentlicht wurde.

Der Arzneimittel-Atlas 2016
Herausgeber:
Prof. Dr. Bertram Häussler, Dr. Ariane Höer, Dr. Christoph de Millas (alle IGES Institut GmbH, Friedrichstraße 180, 10117 Berlin)
Autoren:
Fabian Berkemeier, Prof. Dr. Bertram Häussler, Dr. Ariane Höer, Dr. Christoph de Millas, Anne Zimmermann (alle IGES Institut GmbH)
Unter Mitarbeit von:
Steffen Richter (IGES Institut GmbH), Jürgen Rost (INSIGHT Health GmbH&Co. KG), Dr. Cornelia Ulbrich (IGES Institut GmbH)

Printversion:
Arzneimittel-Atlas 2016, ISBN-978-3-95466-288-3, 135 Seiten, 42 farbige Abbildungen und 19 Tabellen, MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Berlin