Studie: Arzneimittelrabatte im Morbi-RSA versichertenindividuell berücksichtigen

Eine neue Studie untersucht die Abbildung von Arzneimittelrabatten im morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA). Diese Rabatte, welche von Krankenkassen vor allem beim Einkauf von Generika erzielt werden, fließen in die Berechnung von Zuweisungen im RSA ein. Sie werden aber nicht vollständig exakt abgebildet. Die Folgen sind Einbußen in der versichertenindividuellen Zuweisungsgenauigkeit des Morbi-RSA. Die Studie schlägt ein Verfahren vor, welches die Genauigkeit der Zuweisungen verbessert und gleichzeitig die notwendigen Wettbewerbsanreize in vollem Maße erhält.

Berlin, 08. März 2017 (IGES Institut) - Hintergrund ist, dass die individuellen Rabattquoten, welche Krankenkassen in der Verhandlung mit Herstellern erzielen, in den Berechnungen des Morbi-RSA in verschiedener Weise verwendet werden. Neben kassenindividuellen Berücksichtigungen gibt es auch Durchschnittsbildungen über die gesamte GKV. Ziel der Studie war es, diese Methodik zu überprüfen und ihre Auswirkungen auf die Zielgenauigkeit der Zuweisungen darzustellen. Erstellt hat die Studie das IGES Institut in Zusammenarbeit mit der GWQ ServicePlus AG im Auftrag des BKK Landesverbandes Bayern.

Rabattvertragspotenzial hängt von der Morbidität und dem Alter des Versicherten ab

Kassen haben nicht bei allen Versicherten das gleiche Rabattvertragspotenzial. Dieses hängt vielmehr von der Morbidität und dem Alter des Versicherten ab. So können für ältere Versicherte höhere Rabattquoten erzielt werden als für jüngere Versicherte. Grund sind die zunehmenden chronischen, oft lebensstilbedingten Erkrankungen. Diese werden vorwiegend mit generischen Arzneimitteln behandelt, für die hohe prozentuale Rabatte erzielt werden können. Auch unterschiedliche Verteilungen von Krankheitsbildern verändern die Rabattpotenziale für die Versicherten unterschiedlicher Kassen. Dies ist unabhängig von unterschiedlichen Rabattverhandlungen einzelner Kassen. Die Auswertungen basieren auf einem Datensatz der GWQ ServicePlus AG, so dass für die gesamte betrachtete Population die gleichen Rabattquoten gelten.

Die Folge ist, dass Versicherte aus Krankenkassen mit überdurchschnittlich großen Rabattpotenzialen in ihren Kollektiven ceteris paribus systematisch überdeckt sind. Da die Zuweisungen über alle Versicherten mit einem durchschnittlichen Rabattfaktor der GKV gekürzt werden, wird die spezifische Situation einzelner Gruppen nicht abgebildet. Umgekehrt sind Versicherte aus Krankenkassen mit unterdurchschnittlich geringen Rabattpotenzialen in ihren Kollektiven ceteris paribus systematisch unterdeckt. Durch dieses Vorgehen wird die individuelle Zuweisungsgenauigkeit des Morbi-RSA reduziert, etwa gemessen auf Basis von statistischen Kennzahlen wie dem Bestimmtheitsmaß „R²“.

Zuschläge des Morbi-RSA versichertenindividuell berechnen

Um die individuelle Zuweisungsgenauigkeit des Ausgleichssystems zu erhöhen, schlagen die Autoren der Studie ein anderes Vorgehen vor. Dieses sieht vor, die erzielten Rabatte auf Versichertenebene zu melden und somit in der Berechnung der Zuschläge des Morbi-RSA versichertenindividuell zu berücksichtigen. Wichtig ist, dass auch in diesem Ansatz die Anreize zur Kosteneinsparung durch Rabattverträge unverändert bestehen und Kassen durch gutes Management Vorteile im Wettbewerb erzielen können.