Erfolgsfaktoren für den neuen ICE-Knoten in Thüringen

Optimale Formen individueller Anschlussmobilität können maßgeblich dazu beitragen, künftig die Potenziale des neuen Thüringer ICE-Knotens in Erfurt noch besser auszuschöpfen. Experten empfehlen dafür, auf Car Sharing, Mobilitätsstationen und auf Elektromobilität zu setzen.

Berlin, 04. Februar 2016 (IGES Institut) - Der neue ICE-Knoten im thüringischen Erfurt wird bis 2017 zu einem maßgeblichen Schienenverkehrsknotenpunkt Deutschlands ausgebaut. Erfahrungen vergleichbarer Projekte zeigen, dass dies positive Effekte auf die Wirtschaftskraft der Region haben kann. Entscheidend ist jedoch, dass geeignete Weiterreisemöglichkeiten die gewonnene Reisezeitersparnis durch Hochgeschwindigkeitszüge unterstützen und in die Region tragen. Individuelle Mobilität und ergänzende Angebote im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu fördern, ist auch das Ziel einer vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft geleiteten Arbeitsgruppe.

Vor diesem Hintergrund haben Mobilitätsexperten des IGES Instituts in einem Gutachten für die Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur (ThEGA) der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH den Bedarf und Gestaltungsmöglichkeiten für eine optimale Anschlussmobilität untersucht. Im Fokus steht dabei die sogenannte Impulsregion. Sie umfasst die Städte Erfurt, Weimar und Jena sowie den Landkreis Weimarer Land.

Car Sharing-Trends nutzen

Dem Gutachten zufolge sollte vor allem auf die in jüngster Zeit steigende Nachfrage nach Car Sharing-Angeboten gesetzt werden. Relevant sind diese Angebote vor allem an Bahnhöfen, aber auch an wichtigen Gewerbe- und Hochschulstandorten sowie für den bisher noch kaum etablierten Bereich des Corporate Car Sharing.

Die Autoren ermitteln für die Impulsregion ein Wachstumspotenzial im Car Sharing von jährlich rund 20 Prozent zwischen 2017 und 2020. Bis ins Jahr 2030 könnte eine Flottengröße mit bis zu 700 Fahrzeugen entstehen. Der Einsatz von Elektrofahrzeugen kann dabei als Katalysator für die gesamte Anschlussmobilität, aber auch als Imageförderer für Elektromobilität im gesamten Bundesland wirken. Dies setzt jedoch voraus, dass parallel die erforderliche Ladeinfrastruktur entsteht.

Anschlussmobilität ist dem Gutachten zufolge integriert zu konzipieren, etwa durch vertriebliche oder tarifliche Kooperationen zwischen ÖPNV und den Anbietern von Carsharing oder von Fahrradverleihsystemen.

Bewusstsein für neue Mobilität entwickeln

Erfolgsfaktor ist neben der Vernetzung die Sichtbarkeit von neuen Mobilitätsangeboten, um deren Nutzung zu fördern. Daher empfehlen die Autoren bahnhofsnahe und leicht erkennbare Mobilitätsstationen, also multimodale Verknüpfungspunkte der unterschiedlichen Verkehrsangebote, etwa am Erfurter Hauptbahnhof, aber auch in Gewerbe- und Industriegebieten oder Hochschulstandorten zu schaffen.

Im Umfeld des neuen Verkehrsknotenpunkts Erfurt leben derzeit mehr als 450.000 Menschen, gut 200.000 alleine in der Landeshauptstadt. Lösungen für Anschlussmobilität sollten für die gesamte Region ganzheitlich erfolgen. Dafür sollte ein kommunales Bewusstsein für „Neue Mobilität“ entwickelt sowie ein aktives Management etabliert werden, so die Autoren der Untersuchung.