Freie Arztwahl

Ein monatlicher Krankenkassenbeitrag von 120 Euro müsste für einen Gesunden auf 104 Euro und für einen chronisch Kranken auf 79 Euro gesenkt werden, damit diese auf ihre freie Arztwahl verzichten.

Die Diskussion über mehr Wahlfreiheit für Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung nimmt an Bedeutung ständig zu. Hierdurch soll nicht nur die Souveränität der Bürger und Patienten gestärkt werden. Die Gesundheitspolitik erwartet sich davon auch, dass bei der Inanspruchnahme von Leistungen ein stärkeres Kostenbewusstsein entsteht und die Versicherten letztlich auch verstärkt auf ihre Gesundheit achten. Schließlich soll der Wettbewerb der Leistungserbringer um bessere und effizientere Leistungen angeregt werden.

In der deutschen Sozialpolitik gehört es zu den Grundsätzen, dass solche Wahlentscheidungen von Versicherten nur auf freiwilliger Basis getroffen werden können. Dass hiefür Anreize gesetzt werden müssen, ist allen Entscheidungsträgern intuitiv klar. Lange Zeit gab es allenfalls vage Vorstellungen, wie hoch diese Anreize sein müssten, damit die Versicherten solche Entscheidungen überhaupt treffen, da keine methodisch überzeigende Untersuchungen vorlagen.

IGES hat im Rahmen der "4. Delphi-Studie zur Zukunft des Gesundheitswesens" zusammen mit Partnern die in der Marktforschung entwickelte Methodik das "Discrete-Choice-Experiment" auf diese Problematik übertragen. Mit Hilfe von paarweisen Vergleichen können befragte Untersuchungspersonen wesentlich konkretere Vorstellungen von den Konsequenzen ihrer Wahlentscheidungen vermittelt werden als bisher. Die Ergebnisse haben daher einen deutlich höheren Realitätsgehalt im Vergleich zu Methoden, die direkt nach der Zahlungsbereitschaft für eine Leisten fragen, und werden seither häufig in Reformdiskussionen zitiert.