Hybride Gesundheitszentren

Durch das Programm des „geordneten Wandels“ entstehen im Land Brandenburg 19 hybride Gesundheitszentren mit 121 niedergelassenen und 178 angestellten Ärzten sowie 596 weiteren Angestellten.

Im Gesundheitssystem war die Übernahme des westdeutschen Modells der ambulanten Versorgung durch niedergelassene Ärzte in Einzelpraxen der bedeutsamste Aspekt der Integration, da die ambulante Versorgung in der DDR fast ausschließlich durch angestellte Ärzte
in größeren betrieblichen Einheiten, den Polikliniken, organisiert war. Die ambulante Versorgung der DDR galt aber – abgesehen von ihrer technologischen Rückständigkeit – als effektiv und effizient.

Die Regierung des Bundeslandes Brandenburg verfolgte für die ambulante Versorgung die Strategie des „geordneten Wandels“. Diese hatte zum Ziel, auch den Teil des ambulanten Systems in die neue Versorgungslandschaft zu integrieren, der weiterhin in öffentlicher Trägerschaft mit angestellten Ärzten verbleiben wollte. Mit Konzeption und Durchführung des Programms „geordneter Wandel“ wurde IGES beauftragt.

Organisatorischer Kern des Programms war der „Beratungsdienst Gesundheitszentren Brandenburg“, angesiedelt beim Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen und von IGES organisatorisch geleitet. Konzeptionell wurde das Modell eines hybriden „Gesundheitszentrums“ entwickelt, das sowohl niedergelassene als auch angestellte Ärzte aufnehmen konnte. Dazu wurden die Funktionen der Gebäude- und Personalverwaltung in eine Gesundheitszentrums-Gesellschaft (GZG) überführt und von der eigentlichen ambulanten Versorgung separiert. Die Versorgung erfolgte entweder durch niedergelassene Ärzte oder eine Medizinische
Einrichtungs-Gesellschaft (MEG) mit angestellten Ärzten, die nach §311 SGB V erst vorübergehend und später dauerhaft zur Abrechnung mit den kassenärztlichen Vereinigungen zugelassen wurde.

Zur Umsetzung waren umfangreiche wirtschaftliche, rechtliche und bauliche Beratungen erforderlich, die letztlich zum Ergebnis hatten, dass 19 Gesundheitszentren an 30 Standorten entstanden sind, die sich überwiegend als hybride Mischform etablierten. Viele dieser Gesundheitszentren arbeiten heute noch. Sie waren die Blaupause für die mit der Gesundheitsreform von 2004 eingeführten „Medizinischen Versorgungszentren“, von denen in ganz Deutschland heute mehr als 1.200 in Betrieb sind.