Qualitätszirkel

65 Prozent der Kinder, die dem Kinderarzt besonders häufig vorgestellt werden, haben überfürsorgliche Eltern und sind bis zu sechsmal häufiger auch bei anderen Ärzten in Behandlung.

Anfang der 80er Jahre nahm die Diskussion um die Steigerung der Qualität in der Versorgung an Bedeutung zu. Besonders die ambulante Versorgung war Gegenstand der Kritik. Aufgrund der überwiegend einzelärztlichen Organisation wurde befürchtet, dass neue Erkenntnisse nicht ausreichend umgesetzt und vermutete Qualitätsmängel nicht sichtbar und somit nicht korrigierbar wären. Das Problem war, dass empirisch belastbares Wissen über die Qualität in der ambulanten Versorgung fehlte.

Sollten die zitierten Annahmen aber richtig sein, könnten Maßnahmen angezeigt sein, die eine Qualitätserhebung sowie eine zwischenärztliche Diskussion der Befunde ermöglichen. Auf der Basis der Erfahrungen mit der Analyse von Routinedaten hat IGES daher ein Verfahren entwickelt, das unter dem Begriff „Qualitätszirkel“ bekannt wurde. Als empirischer Boden für die Deskription der Qualität wurden Routinedaten der gesetzlichen Krankenkassen, insbesondere die ambulante Leistungsdokumentation, die verordneten Arzneimittel und eventuelle Krankenhausaufenthalte eingesetzt. Diese wurden den jeweils behandelnden Ärzten als „Patientenblätter“ zurückgegeben und von
ihnen um strukturierte Informationen ergänzt. Mit den Auswertungen – auch als Benchmarks zwischen den Ärzten – wurden die Diskussionen in den Qualitätszirkeln bestritten.

Mit Kinderärzten wurden in einem Projekt Fragen der potenziellen Fehlversorgung von Kindern erörtert, die weit überdurchschnittliche Arztkontakte aufwiesen. Das Projekt zeigte, dass in vielen Fällen erst durch diese Methode aufgefallen ist, wie häufig bestimmte Kinder vorgestellt werden. Die Analyse ergab, dass ein häufiger Grund darin besteht, dass die Eltern überfürsorglich und ängstlich agieren. Die Ärzte selbst lernten, in bestimmten Konstellationen vertiefende Informationen über das soziale Umfeld der Kinder einzuholen.

Qualitätszirkel sind heute Institutionen, die aus der ambulanten Versorgung nicht wegzudenken sind.