Experte: Deutschland kann digitalen Rückstand aufholen

Mit einem Appell, die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens weiter voranzutreiben, ging das IGES Future Script auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit 2017 über die Bühne. Das ungewöhnliche Veranstaltungsformat simulierte mit filmischen und szenischen Darbietungen die medizinische Zukunft. Anschließend diskutierten renommierte Experten Chancen und Herausforderungen der digitalen Gesundheitsversorgung.

IGES Future Script 1 – Das deutsche Gesundheitswesen der Zukunft

Berlin, 02. August 2017 (IGES Institut) - „Deutschland hinkt bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems im internationalen Vergleich fünf bis sieben Jahre hinterher, kann es aber schaffen, dies aufzuholen“, sagte der ehemalige Leiter des Medical Records Institute im US-amerikanischen Boston, der E-Health-Experte C. Peter Waegemann. Weltweit sei man sich klar, dass der Behandlungsraum für Arzt und Patient zunehmend in virtuelle Räume übergehe. Auch in Deutschland könne dies gelingen, wenn über den Tellerrand der derzeitigen Normen hinausgeschaut werde.

Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, wies auf die Geschwindigkeit der Digitalisierung hin, und wie stark andere Lebensbereiche bereits digital vorangeschritten seien. „Wenn wir im Gesundheitswesen mit dieser Geschwindigkeit nicht mithalten, werden Anbieter von außen mit Angeboten kommen.“ Er sieht die Krankenkassen in der Pflicht, gewünschte neue Angebote zu schaffen, dabei aber stets auch den Nutzen zu prüfen.

Daneben sind Experten der IGES Gruppe mit zahlreichen anderen gesundheitspolitischen und medizinischen Themen auf dem Hauptstadtkongress präsent. Dabei geht es unter anderem um aktuelle Herausforderungen der Notfallversorgung, Gestaltung der Krankenhauslandschaft, Perspektiven der Krebsbehandlung und Big-Data-Auswertungen von Routinedaten.

Dr. Franziska Diel, Leiterin des Dezernats sektorenübergreifende Qualitäts- und Versorgungskonzepte der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), hob die verschiedenen Facetten der Digitalisierung hervor, die von der elektronischen Patientenakte über Web-Applikationen bis hin zur digitalen Kommunikation reichten, und die es differenziert zu betrachten gelte. Digitale Anwendungen hätten keinen Selbstzweck. Diel: "Die Ärzte öffnen sich, aber es ist wichtig, Mehrwert und Nutzen der Anwendungen in den Mittelpunkt zu stellen."

Nils Seebach, Geschäftsführer des E-Commerce-Software-Unternehmens Spryker Systems, riet, die Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht als notwendiges Übel anzusehen, sondern als Technologie, die viele Vorteile berge. Dabei könne das Gesundheitswesen von vielen anderen Bereichen lernen. Auch Seebach erwartet künftig andere Anbieter von Gesundheitsleistungen als die derzeit üblichen Player.

Hintergrund: Das IGES Future Script

Mit dem Bühnenstück IGES Future Script „Menschen, Drohnen und Sensoren - Vorhang auf für das deutsche Gesundheitssystem der Zukunft“ erlebt der Zuschauer fiktive Szenen aus dem Alltagsleben eines 48-Jährigen im Jahr 2037. Darin managt der beruflich erfolgreiche Tim (TV- und Theaterschauspieler Alexander Weise) seine gesundheitlichen Probleme mit Hilfe seiner digitalen All-in-One-Assistentin Dina. Autoren des Stückes sind Experten des IGES Instituts. Es wurde erstmals auf dem Hauptstadtkongress für Medizin und Gesundheit 2017 in Berlin präsentiert und im Anschluss daran als Video veröffentlicht.