Praxisbefragung: Digitale Kommunikation mit Krankenhäusern bleibt Schwachstelle

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens wird weiterhin an der ambulant-stationären Grenze ausgebremst. Lediglich 12 Prozent der Arztpraxen kommunizieren komplett oder mehrheitlich digital mit Krankenhäusern, obwohl sich Praxen dies wünschen. Der ambulante Bereich wird hingegen immer digitaler: Erstmals seit Start der Befragungen für das „PraxisBarometer Digitalisierung“ im Jahr 2018 gaben mehr als die Hälfte der Praxen an, komplett oder mehrheitlich digital mit Patienten zu kommunizieren.

Berlin, 15. Oktober 2025 (IGES Institut) - Das „PraxisBarometer Digitalisierung“ untersucht den Stand der Digitalisierung im ambulanten Bereich. Experten des IGES Instituts erstellen es seit acht Jahren in Folge für die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Grundlage ist eine repräsentative Befragung, an der sich 2025 rund 1.700 vertragsärztliche und -psychotherapeutische Praxen im Zeitraum Mai bis Juli beteiligten.

Große Kluft zwischen Erwartung und Realität im digitalen Austausch mit Kliniken

Demnach sind die Erwartungen der Arztpraxen an den digitalen Austausch mit Krankenhäusern hoch, bleiben jedoch überwiegend unerfüllt: Während 85 Prozent der Arztpraxen einen Nutzen in der digitalen Übertragung von Entlassbriefen sehen, erleben dies nur 15 Prozent in der Praxis. Ähnlich bei Laborbefunden: 61 Prozent der Praxen sehen darin einen Nutzen, aber nur neun Prozent empfangen diese online.

Digitale Patientenangebote wachsen weiter

Mehr als vier von fünf Arztpraxen bieten ihren Patienten digitale Services an. Bei Arztpraxen sind Online-Rezeptbestellung (45 Prozent), Online-Terminvereinbarung (40 Prozent) und die Verordnung Digitaler Gesundheitsanwendungen (44 Prozent) am häufigsten. Alle drei digitalen Angebote stiegen um jeweils sieben Prozentpunkte im Vergleich zur Befragung 2024.

Online-Termine begünstigen „No-Shows“ von Patienten

Allerdings scheinen online vereinbarte Termine „No-Shows“ zu begünstigen: Nach Einschätzung eines Drittels der befragten Praxen führt die Möglichkeit von Online-Terminvergaben häufiger dazu, dass Patienten gar nicht erscheinen. Obwohl bei knapp der Hälfte der Praxen mindestens fünf Prozent der vereinbarten Termine nicht eingehalten werden, nutzt jedoch nur knapp ein Drittel von ihnen Erinnerungsservices.

Digitaler Datenaustausch zwischen Praxen nimmt deutlich zu

Der Anteil der Praxen mit kompletter oder mehrheitlicher digitaler Kommunikation zu ebenfalls niedergelassenen Kollegen stieg innerhalb eines Jahres um zehn Prozentpunkte auf 41 Prozent. Vor allem der Austausch mit ePA-relevanten Dokumenten unter Arztpraxen legte zu: Empfang von Befunddaten auf 66 Prozent (plus 13 Prozentpunkte), von Arztbriefen auf 87 Prozent (plus zehn Prozentpunkte).

Einige Telematikinfrastruktur-Anwendungen und Dienste haben sich fest im Versorgungsalltag etabliert. Bereits 95 Prozent der Arztpraxen nutzen die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) und das eRezept. Der eArztbrief wird mittlerweile von 82 Prozent der Arztpraxen verwendet - ein Anstieg gegenüber 75 Prozent im Vorjahr.

Nach wie vor vielfältige Störungen bei der Telematikinfrastruktur (TI)

Parallel zur Etablierung steigt die Zufriedenheit kontinuierlich: 78 Prozent der eAU-Nutzer äußern sich zufrieden (2024: 69 Prozent), beim eRezept sind es 77 Prozent (2024: 63 Prozent) und beim eArztbrief 61 Prozent (2024: 51 Prozent).

Allerdings bestehen trotz dieser positiven Entwicklungen weiterhin technische Probleme. Mehr als 90 Prozent der befragten Praxen erlebten in den letzten zwei Monaten Störungen der Telematikinfrastruktur (TI). 70 Prozent von ihnen mussten deswegen Kartenlesegeräte neu starten, bei jeder zweiten Praxis waren Patientendaten nicht einlesbar.

Hinweis:

Eine ausführliche Dokumentation der quantitativen Befragungsergebnisse finden Sie rechts oben unter "Weitere Informationen".
Es handelt sich um ein Excel-Dokument. Darin sind alle Fragen und Befragungsergebnisse zu finden, die dem PraxisBarometer Digitalisierung 2025 zugrunde liegen. Es bietet weitere Vertiefungsmöglichkeiten in das Thema.