Aktueller Lockdown bisher weniger wirksam als erster

• Tägliche Zahl der Fälle gestern trotz Lockdowns erneut gestiegen
• Aufklärungsquote der Gesundheitsämter Ende November maximal bei 50 Prozent

Berlin, 12. November 2020 (IGES Institut) – Es mehren sich die Anzeichen, dass der aktuelle Lockdown seine Wirkung verfehlt. Das macht ein Vergleich mit dem ersten Lockdown im März und April deutlich, nachdem gestern (Mittwoch, 11. November) die Fallzahlen hätten fallen müssen. Stattdessen sind sie erneut gestiegen. Sollte eine Wirkung in den nächsten Tagen eintreten, werden die Fallzahlen am 30. November, dem geplanten Ende des aktuellen Lockdowns, bei noch mehr als 7.500 sein. Damit werden sie noch etwa 50 Prozent über dem Maximum am 31. März liegen (festgestellt als 7-Tage-Mittelwert). Das zeigt eine Modellierung des IGES Pandemie Monitors: www.iges.com/teillockdown.

Die Prognose geht von der optimistischen Annahme aus, dass der aktuelle Lockdown gleich gut wirkt wie der erste. Darüber hinaus sind die Daten aus den Lageberichten des Robert Koch-Instituts (RKI) nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen eher niedriger als die eine Woche später tatsächlich ermittelten Zahlen. Unter Berücksichtigung dieser Annahmen könnten die täglichen Fallzahlen Ende November auch bei 10.000 und mehr liegen. Noch höhere Fallzahlen sind nicht ausgeschlossen.

Aus den Daten des RKI kann geschätzt werden, dass die Aufklärungsquote bei den Neuinfektionen Ende November im Bundesdurchschnitt allenfalls bei 50 Prozent liegen wird. Eine gezielte Bekämpfung von Ausbrüchen ist damit noch nicht möglich. Weitere Maßnahmen sind daher unumgänglich, damit die Situation in den kommenden Monaten nicht eskaliert. Vor allem zielgruppenspezifische Maßnahmen wie die von dem Virologen Prof. Christian Drosten empfohlene Clusterstrategie sollten dabei zum Einsatz kommen.

Der Pandemie Monitor ist ein vom Berliner IGES Institut veröffentlichtes Informationsangebot, das differenzierte Analysen rund um das Infektionsgeschehen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zeigt. Ziel ist es, mehr Orientierung in der Corona-Krise zu geben.
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