DAK Gesundheitsreport 2012 untersucht Häufigkeit von Herzkrankheiten

IGES präsentiert die sechste Ausgabe des DAK-Gesundheitsreports in Folge. Das Schwerpunkthema befasst sich mit der Häufigkeit von Herzinfarkten und anderen ischämischen Herzkrankheiten bei den aktiv erwerbstätigen DAK-Mitgliedern. Ergänzend werden DAK-Daten zum Krankenstand sowie zu den Verordnungen von Arzneimitteln gegen Herzerkrankungen ausgewertet. Danach ist die Anzahl der Herzinfarkt-Krankenhausfälle in den letzten Jahren konstant geblieben ist.

Berlin, 14. Februar 2012 (IGES Institut) - Der Krankenstand ist 2011 im Vergleich zum Vorjahr wieder gestiegen. Er lag 2011 bei 3,6 Prozent (2010: 3,4 Prozent) und war damit so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Dabei gingen die Krankheitstage zu mehr als die Hälfte (51,3 Prozent) auf Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, des Atmungssystems sowie Verletzungen zurück. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor, für den das IGES Institut die Krankschreibungen von 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten ausgewertet hat.

Die Betroffenenquote bei 47,8 Prozent. Das heißt, dass im Jahr 2011 47,8 Prozent der DAK-Mitglieder mindestens einmal krank geschrieben waren (2010: 46,3 Prozent). Ein Krankheitsfall dauerte durchschnittlich 11,5 Tage (2010: 11,3 Tage)

Zugenommen haben 2011 erneut Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen. Ihr Anteil stieg von 12,1 im Vorjahr auf 13,4 Prozent am Gesamtkrankenstand. Seit 2006 sind die Fehltage aufgrund dieser Krankheitsgruppe um 61 Prozent gestiegen.

Entwicklung der Herzinfarkte

2010 starben insgesamt etwa 60.000 Bundesbürger an einem Herzinfarkt. Bereits seit längerem ist jedoch bekannt, dass das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, in Deutschland und anderen Industrieländern in den vergangenen 30 Jahren insgesamt abgenommen hat. Inwieweit gilt dies auch für Menschen, die aktiv im Erwerbsleben stehen? Um dies zu klären, analysiert der DAK-Gesundheitsreport 2012 als Schwerpunktthema, wie häufig Krankenhausbehandlungen wegen Herzinfarkten und anderen ischämischen Herzkrankheiten bei den aktiv erwerbstätigen DAK-Mitgliedern sind. Ergänzend werden DAK-Daten zum Krankenstand sowie zu den Verordnungen von Arzneimitteln gegen Herzerkrankungen ausgewertet.

Das Ergebnis: Zwar sterben weniger Menschen am Herzinfarkt. Unter den aktiv erwerbstätigen DAK-Versicherten sind die Herzinfarkt-Krankenhausfälle in den letzten Jahren jedoch konstant geblieben. Dies dürfte das Ergebnis einer generell verbesserten Versorgung sein (die frühere Entdeckung von Infarkten führt zu mehr Krankenhausbehandlungen). Dagegen haben die Krankenhausfälle wegen Anging pectoris deutlich abgenommen, was eine Folge der intensiven Behandlung von Menschen mit koronarer Herzkrankheit (KHK) bzw. der Risikofaktoren sein.

Prävention weiter im Blick behalten

Aus Sicht der Autoren des Gesundheitsreportes sollten diese Ergebnisse jedoch nicht zum Anlass genommen werden, die Bekämpfung von Herzinfarkten bzw. der KHK aus den Augen zu verlieren. Angesichts des demografischen Wandels und der großen Zukunftsaufgabe, die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten möglichst lange zu erhalten, sollte die Prävention von koronaren Herzerkrankungen speziell in den jüngeren Altersgruppen wieder verstärkt auf die Tagesordnung gesetzt werden.

Desweitern wurden im Rahmen des Schwerpunktthemas untersucht, wie sich die Risikofaktoren für das Entstehen von ischämischen Herzkrankheiten und Herzinfarkten entwickelt haben. Denn wie man inzwischen weiß, spielen neben den weithin bekannten - aber noch immer sehr verbreiteten - Risikofaktoren Rauchen, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht und Bewegungsmangel auch psychosoziale und mit der Arbeitswelt verknüpfte Faktoren eine Rolle.

Dazu wurde im Rahmen einer bundesweit repräsentativen Befragung von 3.000 Berufstätigen ermittelt, bei wie vielen Menschen eine so genannte berufliche Gratifikationskrise vorliegt. Damit wird eine Form von arbeitsbedingtem Stress beschrieben, die entsteht, wenn die empfundene „Belohnung" nicht mehr im Verhältnis zu der Verausgabung im Beruf steht. Gratifikationskrisen, das haben wissenschaftliche Studien gezeigt, sind ein eigenständiger und bedeutsamer Risikofaktor für das Auftreten von Herzinfarkten.

Jobkrisen sind besonders gesundheitsgefährdend

Das Ergebnis: Berufliche Gratifikationskrisen als eine Form von Arbeitsstress sind weniger verbreitet, als man aufgrund der aktuellen Debatten um psychische Belastungen und Stress erwarten würde: Knapp jeder Zehnte ist davon betroffen – Männer und Frauen in gleichem Maß. Besonders häufig treten sie bei Facharbeitern und in der Altersgruppe der 50- bis 55-Jährigen auf.

Der ermittelte vergleichsweise geringe Anteil von Betroffenen sollte den Autoren zufolge nicht zu der Annahme verleiten, Stress am Arbeitsplatz spiele für viele Berufstätige keine Rolle. Vielmehr berichteten sie über eine besonders definierte, gefährliche Form von Arbeitsstress. Vor diesem Hintergrund, gilt es, innovative Präventionskonzepte sowohl mit Blick auf die „klassischen“ KHK-Risikofaktoren, als auch für die bisher zu wenig thematisierten psychosozialen Risikofaktoren –Stress, Depressionen, mangelnde soziale Unterstützung – zu entwickeln.