Eltern-Befragung: Aktuelle Krisen belasten Familien

Krisen wie die Corona-Pandemie, der Klimawandel oder der Krieg in der Ukraine hinterlassen Spuren bei Familien. Einer repräsentativen Befragung zufolge macht sich die Hälfte der Eltern angesichts der aktuellen Geschehnisse sehr große Sorgen. Auch finanziell stieg die Belastung. So nahm der Anteil der Eltern, die sich stark finanziell unter Druck fühlen, von 27 Prozent im Jahr 2018 auf 40 Prozent in 2022 zu. Ihren Gesundheitszustand schätzen Eltern derzeit schlechter ein als noch vor vier Jahren.

Berlin, 15. März 2023 (IGES Institut) - Das geht aus der AOK-Familienstudie 2022 hervor, für die das IGES Institut im Auftrag des AOK-Bundesverbandes 8.500 Eltern mit Kindern im Alter zwischen vier und 14 Jahren befragt hat. Einbezogen wurden nur Elternteile, die zu gleichen Teilen in der hauptsächlichen oder der alleinigen Erziehungsverantwortung stehen. 40 Prozent waren Väter, 60 Prozent Mütter. Es handelt sich um die fünfte AOK-Familienstudie in Folge, wodurch auch Langzeitentwicklungen erkennbar sind. Die online durchgeführte Befragung erfolgte zwischen August und Oktober 2022.

Es zeigte sich, dass das individuelle Belastungsgefühl von Eltern mit dem eigenen Gesundheitsstatus korreliert: Während bei Eltern mit niedrigem Gesundheitsstatus etwa ein Drittel der Zukunft eher pessimistisch gegenübersteht, ist es bei Eltern mit hohem Gesundheitsstatus nur etwa jedes zehnte Elternteil. Deutlich wurde auch, dass ein niedriger sozioökonomischer Status häufiger mit einem niedrigen Gesundheitszustand einhergeht, erkennbar an starker körperlicher oder seelischer Belastung oder auch an Übergewicht.

Gesundheitszustand wird derzeit schlechter wahrgenommen

Ihren allgemeinen Gesundheitszustand schätzen die meisten Eltern laut Selbstauskunft dennoch überwiegend gut ein: 64 Prozent bewerten ihn als positiv. Allerdings hat sich dies im Vergleich zu 2018 verschlechtert: Damals waren es noch 76 Prozent, die sich gesundheitlich gut bis sehr gut fühlen.

Elterlicher Gesundheitszustand beeinflusst Kindergesundheit

Auffällig ist, wie der Gesundheitszustand der Eltern mit dem der Kinder zusammenhängt: Beispielsweise liegt der Anteil der Kinder mit einem (sehr) guten Gesundheitszustand bei Eltern mit einem hohen Gesundheitsstatus bei 97 Prozent. Bei Eltern mit einem niedrigen Gesundheitszustand sind es nur 81 Prozent der Kinder.

Bei Kindern haben in den vergangenen Jahren psychosomatische Beschwerden zugenommen: Im Jahr 2022 leiden Kinder im Vergleich zu 2018 häufiger an Symptomen wie Kopf-, Rücken- und Bauchschmerzen. Bei 14 Prozent treten multiple psychosomatische Beschwerden auf, das heißt mindestens zwei Beschwerden, die mindestens wöchentlich vorkommen. Vor allem von Gereiztheit, Nervosität oder Einschlafproblemen berichten die befragten Eltern.

Regionale Unterschiede bei psychosomatischen Leiden von Kindern

Interessant sind dabei regionale Unterschiede: Der Anteil der Kinder mit multiplen psychosomatischen Beschwerden ist im Jahr 2022 am höchsten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz (jeweils 19 Prozent). Hingegen haben in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern nur jeweils zehn Prozent der Kinder mindestens zwei Beschwerden mindestens wöchentlich.

Familien entwickeln Strategien gegen Sorgen

Beim Umgang mit den Belastungen und Sorgen im Familienalltag entwickeln Eltern aber auch verschiedene Strategien. In der Befragung gaben rund 60 Prozent an, dass es ihnen helfe, optimistisch zu bleiben. Allerdings gelingt dies gesundheitlich belasteten Eltern weniger (40 Prozent). Auch Erinnerungen an die eigenen Stärken in vergangenen Krisen hilft in gut jeder dritten Familie, mit den derzeitigen Herausforderungen fertig zu werden.

Schwerpunktthema: Ernährungskompetenz

Schwerpunkt der AOK-Familienstudie 2022 war das Thema Ernährung, das auch unter dem Aspekt nachhaltiger Ernährung erfragt wurde. Rund 82 Prozent der Eltern sehen die Klimakrise als Bedrohung für die Zukunft der eigenen Kinder an. 79 Prozent sind sich zudem darüber bewusst, dass die Ernährungsform einen Einfluss auf Klima und Umwelt hat. Allerdings sorgen sich 38 Prozent, dass klimafreundliche Ernährung nicht gesund ist. Über die Hälfte empfindet die Kosten dafür zudem zu hoch. Es bestehen bei diesem Thema auch noch Wissenslücken: So fühlen sich 40 Prozent der Eltern nicht ausreichend informiert darüber, welche Lebensmittel klima- und umweltfreundlich sind.