Arzttermine per Internet: noch drei von vier Praxen ohne Onlineangebot

Die Praxen in Deutschland werden zwar intern immer digitaler. Doch die schriftliche Kommunikation extern mit anderen Praxen oder mit Krankenhäusern findet weiterhin mehrheitlich in Papierform statt, auch wenn sie inzwischen etwas häufiger digital abläuft. Die Online-Terminvergabe hat sich aktuell weder bei Praxen noch bei Patienten in der Breite durchgesetzt. Zugenommen haben erneut Klagen über Störungen bei der Telematikinfrastruktur.

Berlin, 4. Januar 2023 (IGES Institut) - Das geht aus der aktuellen Ausgabe des „PraxisBarometer Digitalisierung“ hervor, das Experten des IGES Instituts bereits in fünfter Auflage für die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) erstellen. Grundlage ist eine repräsentative Befragung im Zeitraum September bis Oktober 2022, an der sich fast 2.500 vertragsärztliche und –psychotherapeutische Praxen beteiligten.

Vier von fünf Praxen dokumentieren überwiegend digital

In mehr als 80 Prozent der Arztpraxen ist die Patientendokumentation nahezu komplett oder mehrheitlich digitalisiert. In den Vorjahren lag dieser Anteil durchschnittlich noch bei knapp 73 Prozent. Besonders dokumentieren große oder ländliche Praxen mit vielen Patienten digital, geht aus der Untersuchung hervor.

Mit anderen Kolleginnen und Kollegen hat der digitale Austausch in den vergangenen Jahren zwar zugenommen. Der Anteil der Praxen, welche nahezu komplett oder mehrheitlich online kommunizieren, liegt aber dennoch erst bei 16 Prozent. 2021 waren es elf Prozent. Unter den großen Praxen ist der Anteil mit 21 Prozent etwas höher. Noch seltener ist die schriftliche Kommunikation zwischen Praxen und Krankenhäusern digital: Nur bei 17 Prozent der Praxen ist dies zumindest hälftig der Fall.

Angebot von Videosprechstunden stabil

Stabilisiert hat sich das Angebot von Videosprechstunden: Der Anteil der Praxen mit dieser Möglichkeit ist mit 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr fast gleich gebliebenen. Weiterhin führend sind die psychotherapeutischen Praxen, von denen drei von vier Praxen damit arbeiten, während es bei den ärztlichen Praxen jede fünfte ist, wie die Untersuchung zeigt.

Patienten bei Online-Terminbuchung zurückhaltend

Der Anteil ärztlicher Praxen, bei denen Patienten online Termin buchen können, steigt seit Jahren kontinuierlich, liegt aktuell bei knapp einem Viertel. Allerdings sind Patienten dabei auch noch sehr zurückhaltend: In noch nicht einmal jeder zweiten Praxis (43 Prozent) ist es weniger als jeder zehnte Patient.

Fast alle ärztlichen Praxen sind mittlerweile an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen. Mit 98 Prozent führen die hausärztlichen Praxen. 86 Prozent von ihnen nutzen die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Mit Abstand folgen bei der Nutzungshäufigkeit der elektronische Medikationsplan (eMP) und das Notfalldatenmanagement (NFDM) mit 39 und 23 Prozent. Das eRezept wird hingegen bislang kaum genutzt: Jede dritte Praxis nannte technische Probleme mit der TI oder fehlende Akzeptanz der Patienten als Grund für den fehlenden Einsatz.

Tägliche Störungen bei der Telematikinfrastruktur in fast jeder dritten Praxis

Berichten von Störungen bei der TI-Nutzung nahmen erneut zu: Der Praxisanteil mit täglichem Fehlerauftritt, der sich bereits im Vorjahr von 9 auf 18 Prozent verdoppelt hatte, ist nun weiter stark auf 29 Prozent angewachsen. Weitere 40 Prozent aller Praxen erleben wöchentlich Fehler, im Vorjahr waren es 28 Prozent. Die deutliche Zunahme der Fehlerhäufigkeit geht einher mit einer stark gestiegenen Nutzung von TI-Anwendungen.

Etwas positiver als im Vorjahr bewerten Praxen den Nutzen digitaler Anwendungen: Am häufigsten sehen die ärztlichen Praxen einen sehr oder eher hohen Nutzen bei der einrichtungsübergreifenden digitalen Akte (50 Prozent), bei der Fernabfrage medizinischer Daten (46 Prozent) oder bei digitalen Ausweis-Versionen wie dem Mutterpass (45 Prozent).

Größte Hemmnisse bei der Digitalisierung sind für Praxen der Befragung zufolge nach wie vor der Umstellungsaufwand, eine ungünstige Kosten-Nutzen-Verhältnis, die Fehleranfälligkeit der EDV-Systeme oder die ihrer Ansicht nach fehlende Nutzerfreundlichkeit digitaler Anwendungen.