PKV-Langzeitstudie: Beitragssprünge gleichen sich über die Jahre aus

In der Diskussion um die oft kritisierte Beitragsentwicklung in der privaten Krankenversicherung (PKV) fehlt meist die Langzeitperspektive. Das macht eine mehrfach fortgesetzte Studie mit Daten des größten privaten Krankenversicherers Debeka deutlich. Sie zeigt, dass bei langfristig privat Versicherten der Debeka kräftige Beitragssprünge durch Jahre mit stabilen Beiträgen im Durchschnitt ausgeglichen werden. Kommt es zu sehr starken Prämiensteigerungen, steht dies häufig in Verbindung mit einer Erhöhung des Leistungsumfangs. Unter dem Strich liegt die durchschnittliche Beitragshöhe nach 20 Jahren für die meisten Debeka-Versicherten deutlich unter dem GKV-Höchstbetrag.

Berlin, 08. November 2023 (IGES Institut) - Das sind Ergebnisse der nunmehr in dritter Auflage erschienenen Studie „Beitragsentwicklung in der PKV“ des IGES Instituts, die im Auftrag des Versicherungsunternehmens Debeka entstand. Sie basiert auf Daten von rund 860.000 Debeka-Versicherten über einen Zeitraum von 20 Jahren. Debeka-Versicherte sind überwiegend beihilfeberechtigte Beamte und ihre Familien, was auf dem privaten Versicherungsmarkt eine Besonderheit ist. Die Analysen umfasst aber auch Daten von mehr als 100.000 nicht-beihilfeversicherten Arbeitnehmern und Selbstständigen.

Durchschnittliche Beitragszunahme von 2,1 Prozent pro Jahr bei Beihilfeversicherten

Der Studie zufolge erhöhten sich die Beiträge von durchgehend Beihilfeversicherten zwischen den Jahren 2003 und 2023 durchschnittlich um 2,1 Prozent pro Jahr. Bei den der kleineren Gruppe der ebenfalls bei der Debeka versicherten Arbeitnehmer oder Selbstständigen waren es 3,3 Prozent. Der jahresdurchschnittliche Anstieg des GKV-Höchstbeitrags lag im Untersuchungszeitraum bei 2,5 Prozent. Der GKV-Beitrag für einen Arbeitnehmer mit jeweils durchschnittlichem Einkommen stieg im Zeitraum 2003 bis 2023 hingegen mit durchschnittlich 2,9 Prozent pro Jahr etwas stärker.

Allerdings verbergen sich hinter den Durchschnittswerten starke individuelle Unterschiede: So betrug der durchschnittliche Beitragsanstieg im unteren Drittel der untersuchten Arbeitnehmer und Selbstständigen der Debeka 1,6 Prozent pro Jahr, im oberen Drittel hingegen 4,8 Prozent.

Sprunghafte Beitragsentwicklung besonders oft bei Status-Wechslern

Sprunghafte Beitragsentwicklungen betrafen etwa 15 Prozent der Debeka-Versicherten und besonders häufig die kleine Gruppe der Status-Wechsler, etwa Versicherte, die nur zeitweise Beihilfeanspruch hatte. Als sprunghaft definieren die Studienautoren einen Beitragsverlauf, bei dem sich die Beiträge im Zeitraum 2003 bis 2023 mindestens fünfmal um mindestens zehn Prozent oder mindestens zweimal um 20 Prozent erhöhten.

Die durchschnittliche Beitragshöhe, die Debeka-Versicherte nach 20 Jahren erreichten, liegt 2023 für beihilfeversicherte Frauen bei monatlich 235 Euro und für die beihilfeversicherte Männer bei 229 Euro. Insgesamt bezahlen 98 Prozent von ihnen monatliche Versicherungsbeiträge zwischen 100 und 350 Euro.

Durchschnittliche Monatsprämie unter GKV-Höchstbetrag

Bei den Angestellten und Selbstständigen entspricht die durchschnittliche Monatsprämie ungefähr dem GKV-Beitrag, der für ein durchschnittliches Arbeitnehmerbruttoeinkommen zu entrichten ist und 2023 bei monatlich 555 Euro liegt. Das ist deutlich weniger als der GKV-Höchstbetrag in Höhe von 808 Euro im Jahr 2023.

Die Bedeutung der Langzeitperspektive wird auch mit Blick auf die geschätzten Beitragsanpassungen 2024 deutlich. Diese werden von den langfristig bei der Debeka Versicherten vor allem diejenigen ohne Beihilfe mit einem voraussichtlichen Plus von durchschnittlich 10,5 Prozent belasten, Beihilfeversicherte nur um durchschnittlich 0,2 Prozent. Auf einen Zeitraum von 20 Jahren bezogen sinkt die jahresdurchschnittliche Veränderung der Beiträge von 2,2 Prozent (2003 bis 2023) auf 1,8 Prozent (2004 bis 2024). Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Beitragsanstieg vom Jahr 2003 auf 2004 im Durchschnitt stärker war als vom Jahr 2023 auf 2024.

Langzeitperspektive für fundierte gesundheitspolitische Diskussionen

Die Studie setzt frühere Längsschnitt-Untersuchungen aus den Jahren 2017 und 2020 fort. Bei der Debeka sind rund 2,5 Millionen – mehr als ein Viertel – der insgesamt rund 8,7 Millionen privat versicherten Bundesbürger versichert. Auch wenn die Debeka der größte private Krankenversicherer ist, weisen die IGES-Autoren darauf hin, dass die Ergebnisse nur begrenzt repräsentativ für die gesamte PKV sind. Sie betonen jedoch, dass die Studie aufgrund des großen Datenumfangs und des langen Beobachtungszeitraums fundierte empirische Erkenntnisse liefere, um über die Beitragsentwicklung in PKV und GKV diskutieren zu können.