Krankschreibung wegen psychischer Leiden am häufigsten im Gesundheitswesen

Die Belastungen für Beschäftigte im Gesundheitswesen waren auch im zweiten Jahr der Pandemie besonderes hoch. Das zeigen die Ausfälle wegen psychischer Erkrankungen. Wie auch im ersten Jahr der Pandemie war das Gesundheitswesen 2021 die Branche mit den meisten Fehltagen aufgrund dieser Leiden.

Berlin, 2. März 2022 (IGES Institut) - Das geht aus dem aktuellen Psychreport der DAK-Gesundheit hervor, für den das IGES Institut Daten zum Arbeitsunfähigkeitsgeschehen von 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten ausgewertet hat. Danach entfielen im Gesundheitswesen im vergangenen Jahr auf 100 Versicherte 397 Psych-Fehltage. Das ist deutlich mehr als etwa im Handel oder bei Banken und Versicherungen mit 266 bzw. 262 Fehltagen auf 100 Versicherte. Im ersten Pandemiejahr 2020 waren es im Gesundheitswesen 377 Fehltage je 100 Versicherte.

Depressionen am häufigsten

Der häufigste Grund für eine psychisch bedingte Krankschreibung war eine Depression. Ihr Anteil an allen psychischen Erkrankungen lag bei 39,2 Prozent. Besonders stark zugenommen haben Anpassungs- und Angststörungen: um 15,8 Prozent im Vergleich zum Vor-Pandemiejahr 2019. Sie machten 2021 32,6 Prozent aller psychischen Leiden aus.

Frauen sind besonders betroffen

Besonders auffällig waren die Entwicklungen bei Frauen. Zwar haben Frauen in der Arbeitswelt seit Jahren generell mehr Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen als Männer. Während der Pandemie wiesen aber Frauen ab 55 Jahren die mit Abstand höchsten Steigerungsraten unter allen Beschäftigten auf. Bei den 55- bis 59-jährigen weiblichen Mitarbeitern stieg im Vergleich zu 2019 die Anzahl psychisch bedingter Fehltage um 14 Prozent, bei den Übersechzigjährigen sogar um 20 Prozent. Bei Männern waren es in der Altersgruppe 55 bis 59 Jahre hingegen nur plus ein Prozent, bei den über 60-Jährigen acht Prozent.

Generell ist die Zunahme der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen seit Jahren auffällig. Nach Einschätzung der IGES-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gibt es im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen der vergangenen Jahre keine Entwicklung, die gravierender wäre: So nahm von 2011 bis 2021 die Zahl der Fehltage aufgrund dieser Leiden um 41 Prozent zu. Im gleichen Zeitraum stieg der Krankenstand insgesamt – also aufgrund aller Erkrankungen – nur um zwei Prozent. Psychische Leiden führten 2021 im Durchschnitt zu 276 Fehltagen je 100 Versicherten. Eine derartige Krankschreibung dauerte im Durchschnitt 39,2 Tage. Auch das ist ein Höchststand innerhalb der vergangenen zehn Jahre.