Praxisbefragung: Digitalisierung in der ambulanten Versorgung schreitet voran

Die digitale Kommunikation der Praxen untereinander und mit Patienten nimmt weiter zu. Auch kommen erste Anwendungen der Telematikinfrastruktur (TI) im Praxisalltag an. Allerdings sind die Praxen damit weiterhin unzufrieden, auch wenn sich die Störanfälligkeit etwas verringert hat.

Berlin, 16. Januar 2024 (IGES Institut) - Das geht aus der aktuellen Ausgabe des „PraxisBarometers Digitalisierung“ hervor, das Experten des IGES Instituts bereits in sechster Auflage für die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) erstellen. Grundlage ist eine repräsentative Befragung von knapp 3.200 vertragsärztlichen und –psychotherapeutische Praxen im Jahr 2023.

Fast ein Viertel aller Praxen (23 Prozent) gab an, komplett oder mehrheitlich digital mit anderen Praxen zu kommunizieren. Besonders häufig berichten dies spezialisierte Arztpraxen (etwas mehr als ein Drittel), möglicherweise, weil der eArztbrief unter Fachärzten mehr verbreitet ist.

Anwendungen der Telematikinfrastruktur kommen mehr zum Einsatz

Inzwischen fast alle Arztpraxen an die TI angeschlossen (je nach Fachgruppe zwischen 96 und 98 Prozent). Zudem gab es beim Einsatz der TI-Anwendungen im Vergleich zum Vorjahr einen Schub: 92 Prozent nutzen inzwischen die elektronische Arbeitsunfähigkeit (eAU). Von 40 Prozent auf 53 Prozent hat der Einsatz des eArztbriefs zugenommen.

Patienten mit Akzeptanzproblemen beim eRezept

Die eRezept-Nutzung durch Arztpraxen ist im Vergleich zum letzten Jahr von acht auf 29 Prozent gestiegen. Für die Mehrheit der Nicht-Nutzer sind die Gründe hierfür vor allem Akzeptanzprobleme bei Patienten und technische Probleme, die allerdings anders als im Jahr 2022 seltener angeführt wurden.

Generell berichten die Praxen im Vergleich zum Vorjahr seltener von täglichen Störungen bei der TI-Nutzung und die Zufriedenheit mit den TI-Anwendungen, insbesondere der eAU, ist gestiegen. Dennoch hat mehr als jede zweite Arztpraxis mindestens wöchentlich Probleme bei der TI-Nutzung und nur die Hälfte der Arztpraxen ist mit der Umsetzung und Nutzbarkeit der eAU zufrieden.

Zwei Drittel der Praxen kommunizieren per E-Mail mit Patienten

Die Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis ist mittlerweile deutlich stärker digitalisiert. Lag der Anteil Praxen mit komplett oder mehrheitlich digitalisierter Patientenkommunikation im Jahr 2020 noch bei 12 Prozent, war dies 2023 41 Prozent. Vor allem die psychotherapeutischen Praxen sind bei der Patientenkommunikation digitalisiert (56 Prozent). Der häufigste digitale Austausch ist der E-Mail-Verkehr (68 Prozent der Praxen).

Auch machen die Praxis ihren Patienten immer häufiger digitale Angebote: Insbesondere verordnen Praxen inzwischen öfters digitale Gesundheitsanwendungen. Dieser Anteil der Praxen ist im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozentpunkte auf 26 Prozent gestiegen. Auch eröffnen immer mehr Praxen die Möglichkeit, Dokumente vor dem Termin digital zu übermitteln (Anstieg von elf auf 25 Prozent). Der Anteil der Praxen, die ihren Patienten Videosprechstunden anbieten, liegt über die letzten Jahre stabil bei 37 Prozent.

Geringer Glaube an positive Effekte digitaler Anwendungen

Etwa jede zweite Praxis beschreibt sich selbst als sehr aufgeschlossen gegenüber digitalen Innovationen. Im Vorjahr waren dies noch 40 Prozent. Die Vorteile digitaler Anwendungen für die eigene Praxis schätzen sie allerdings weiterhin als gering ein. So erwarten lediglich 13 bis 20 Prozent, dass sich die medizinische Versorgung verbessert, der Zeitaufwand des Praxispersonals und des ärztlichen Personals reduziert oder die Praxisprozesse vereinfachen.

Sicherheitsbedenken bei der Digitalisierung gehen zurück

Unverändert nennen Praxen den notwendigen Anpassungsbedarf an digitale Prozesse und ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis als größtes Hemmnis der Digitalisierung. Allerdings tun dies mit 70 Prozent so viele Praxen wie noch nie zuvor. Etwas geringere Anteile, aber immer noch deutlich mehr als die Hälfte der Praxen, nennen die Fehleranfälligkeit der EDV-Systeme und eine fehlende Nutzerfreundlichkeit digitaler Anwendungen als Hindernis. Der Anteil der Praxen, der Sicherheitslücken in den EDV-Systemen als Hemmnis sehen, sinkt dagegen kontinuierlich (41 Prozent der Praxen in 2023 gegenüber noch 57 Prozent im Jahr 2019).