Green-City-Plan: mit emissionsfreiem ÖPNV Fahrverbote verhindern

Die Stadt Oldenburg kann mit gezielten Maßnahmen die Stickoxid-Emissionen senken und somit mögliche Fahrverbote verhindern. Insbesondere die beschleunigte Modernisierung der ÖPNV-Flotte wird entscheidend dazu beitragen, Emissionen zu verringern. Die dazu erforderlichen Schritte hat die Stadt bereits eingeleitet. Zusätzliche Maßnahmen insbesondere zur Attraktivitätssteigerung umweltfreundlicher Verkehrsmittel, aber auch zur effizienteren Lenkung des Individualverkehrs können die Luftqualität noch weitreichender verbessern.

Berlin, 21.11.2018 (IGES Institut) - Das geht aus einem so genannten Green-City-Plan hervor, den das IGES Institut in Zusammenarbeit mit dem INAVET Institut für angewandte Verkehrstelematik im Auftrag der niedersächsischen Stadt erstellt hat. Darin schlagen Experten verschiedene Maßnahmen zur Luftverbesserung vor und prüfen diese auf ihre Wirksamkeit und Umsetzbarkeit für die 168.000 Einwohner-Stadt.

Hintergrund ist, dass Oldenburg den Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid in den vergangenen sechs Jahren überschritten hat. Verursacher sind vor allem Dieselfahrzeuge im Straßenverkehr, so die Vermutung.

Der Plan soll erreichen, kurzfristig Schadstoff-Grenzwerte einzuhalten und mittel- bis langfristig eine nachhaltige emissionsfreie Mobilität zu sichern. Er setzt etwa einen Schwerpunkt auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Dort hat Oldenburg bereits mit ausschließlich erdgasbetriebenen Bussen einen der höchsten ökologischen Standards in Deutschland erreicht. Mit einer weiteren und vor allem beschleunigten Umstellung auf einen noch höheren Abgasstandard (Euro-6-Standard) können Emissionen an Stickstoffdioxid (NO2) und Stickoxid (NOx) in der gesamten Stadt und an der relevanten Messstelle erheblich verringert werden.
 
Rund 11.000 Fahrzeuge passieren täglich diese Messstelle, rund zehn Prozent davon sind Busse. Mittel- bis langfristig sollte laut der Gutachter allerdings auch der strategische Einsatz anderer Technologien wie etwa der Brennstoffzellen-Technologie geprüft werden.

ÖPNV generell attraktiver gestalten

Der Fokus auf den ÖPNV hat neben den Effekten auf die Luftreinhaltung auch die Funktion, die Vorreiterrolle des ÖPNV beim Umweltschutz zu stärken und ihn zugleich attraktiver zu gestalten. Hohe Priorität haben in dem Masterplan Konzepte, die Pendler zwischen Umland und Stadt zur Nutzung des ÖPNV bewegen: beispielsweise durch dichtere Taktung der Abfahrtzeiten oder verstärkter Kooperationen zwischen den Umlandgemeinden und der Stadt Oldenburg.

Auch die Umstellung kommunaler Fuhrparks auf elektrisch betriebene Fahrzeuge sollte vorrangig vorangetrieben werden. Allerdings steht dabei nicht die Emissionsminderung im Mittelpunkt, sondern vor allem die Vorbildfunktion für andere Unternehmen.

Zusätzlich gehören verkehrslenkende Maßnahmen zu den Vorschlägen: etwa zeitlich begrenzte Pförtnerungen, bei denen per Ampelschaltungen der Zufluss von Autos reguliert wird, um so an kritischen Stellen den Verkehrsfluss zu verbessern und den Schadstoffausstoß zu reduzieren. Als Maßnahmen mit mittlerer Priorität nennen die Gutachter Angebote, die den Umstieg auf neue Mobilitätsformen ermöglichen: Aufbau eines multimodalen Mobilitätsverbundes, Förderung der Elektromobilität, verbesserte Verkehrslageerfassung oder eine großräumige Verkehrssteuerung.

Fördermittel des Bundes umgesetzt

Der nun erstellte Green-City-Plan entstand mit Fördermitteln des Bundes. Diese Mittel hatte der Bund Städten in Aussicht gestellt, denen aufgrund der Überschreitung von EU-Grenzwerten für Stickoxide (NOx) Fahrverbote drohen. Dies ist unter anderem ein Ergebnis des Nationalen Diesel Forums und der Dieselgipfel Ende 2017, die aufgrund der Diskussionen um manipulierte Abgaswerte von Pkw einberufen wurden.

IGES Experten hatten zuvor bereits erste Vorschläge zum Abgasabbau im Bereich Logistik im Rahmen einer Studie für die Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer und die Stadt Oldenburg vorgelegt. So schlagen sie etwa ein besseres Lieferzonenmanagement, Lastenräder und Mikro-Ports zur Belieferung des Innenstadtbereichs oder Umstellungen auf emissionsarme Antriebe vor.