Schlafstörungen: unterschätzt und mit hohem Leidensdruck

Jeder zehnte Berufstätige im Alter zwischen 18 und 65 Jahren leidet an der Schlafstörung Insomnie. Betroffene haben einen hohen Leidensdruck. Die Zahl der Fehltage aufgrund von Schlafstörungen stieg seit 2005 um rund 70 Prozent. Dennoch spielen Schlafstörungen im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen nur eine geringe Rolle.

Berlin, 15. März 2017 (IGES Institut) - Das geht aus dem DAK-Gesundheitsreport 2017 hervor, den IGES-Experten im Auftrag der Krankenkasse erstellt haben. Eine Insomnie diagnostizieren Ärzte, wenn es bei Patienten mindestens dreimal pro Woche zu Ein- und Durchschlafstörungen kommt und diese von schlechter Schlafqualität sowie Tagesmüdigkeit oder Erschöpfung berichten. Männer und Frauen sind nahezu gleich betroffen (acht und elf Prozent).

Der Report zeigt den großen Leidensdruck der Betroffenen: Fast jeder fünfte beschreibt seine Schlafqualität als sehr schlecht, knapp 30 Prozent fühlen sich immer müde. Dennoch suchen viele nach wie vor keine ärztliche Hilfe, weil sie Schlafstörungen nicht als Krankheit sehen oder sich selbst helfen wollen. 70 Prozent der Insomnie-Betroffenen waren noch nie in entsprechend ärztlicher Behandlung.

Im dokumentierten Arbeitsunfähigkeitsgeschehen spielen Schlafstörungen eine nur sehr geringe Rolle. Im Jahr 2015 verursachten sie 3,9 Fehltage je 100 Versicherte. Das entspricht 0,26 Prozent aller Fehltage. Und auch nur wenige Beschäftigte sind pro Jahr wegen Schlafstörungen krankgeschrieben: lediglich 0,29 Prozent der DAK-versichert Beschäftigten hatten 2015 eine oder mehrere Arbeitsunfähigkeiten aufgrund einer Schlafstörung. Eine Arbeitsunfähigkeit wegen Schlafstörungen dauert im Durchschnitt etwa elf Tage.

Häufiger Fehltage ohne ärztliche Krankschreibung

Im Unterschied zum dokumentierten Arbeitsunfähigkeitsgeschehen zeigen Selbstangaben von Erwerbstätigen, dass diese deutlich häufiger aufgrund von Schlafproblemen bei der Arbeit ausfallen: 3,7 Prozent berichten, sich in den vergangenen 12 Monaten aufgrund von Schlafproblemen krank gemeldet zu haben. In diesen Fällen gab es keine ärztliche Krankschreibung oder die Krankschreibung erfolgte ohne Diagnose „Schlafstörung“. Diese Betroffenenquote ist damit 13-mal höher als im dokumentierten Arbeitsunfähigkeitsgeschehen mit ärztlicher Krankschreibung (0,3 Prozent).

Das Risiko für Schlafstörungen hängt von der beruflichen Stellung und von der Art der Tätigkeit ab: Höher Qualifizierte sind seltener betroffen. Weitere Risikofaktoren sind unter anderem häufiges Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit, sowie häufige Nachtschichten, wie eine Befragung für den Report zeigte. Auch eine ständige Erreichbarkeit für dienstliche Belange außerhalb der Arbeitszeit und im Urlaub per E-Mail, Handy oder Festnetz erhöht das Risiko für Schlafstörungen.

Weniger Atemwegserkrankungen: Krankenstand sinkt

Generell ist der Krankenstand im Jahr 2016 nach einem Anstieg im Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte gesunken und lag bei 3,9 Prozent. Damit waren an jedem Tag des Jahres durchschnittlich 39 von 1.000 Erwerbstätigen krankgeschrieben. Ursache dieses Rückgangs sind vor allem weniger Fehltage aufgrund von Atemwegserkrankungen, die um 15 Prozent zurückgingen. Auch Ausfalltage aufgrund von Muskel- und Skeletterkrankungen, der Hauptursache von Krankschreibungen, reduzierten sich. Einen Anstieg gab es nur bei psychischen Erkrankungen, bei denen Fehltage im Vergleich zu 2015 um ein Prozent zunahmen. Seit 2006 ist insgesamt ein ansteigender Trend beim Krankenstand zu erkennen. Die Zahl der Fehltage hat sich seitdem um 19 Prozent erhöht. Ursachen sind vor allem die Zunahmen von psychischen Erkrankungen sowie Muskel-Skelett-Erkrankungen.

In den DAK-Gesundheitsreport 2017 gingen Daten von 2,6 Millionen erwerbstätigen Versicherten sowie Erkenntnisse aus einer repräsentativen Befragung von 5.200 erwerbstätigen Frauen und Männer im Alter von 18 bis 65 Jahren ein. Die Ergebnisse wurden mit DAK-Daten aus dem Jahr 2009 verglichen.