Studie: Digitale Transformation verschiebt Branchengrenzen

Die Digitalisierung wird Experten zufolge die Rollen der einzelnen Akteure im Gesundheitswesen erheblich verändern. 80 Prozent der Entscheider im Gesundheitssystem erwarten, dass sich dadurch auch die Branchengrenzen verschieben werden. Größtes Interesse besteht vor allem am ambulanten Sektor, in den die meisten eindringen wollen, um ihn mit neuen digitalen Angeboten mitzugestalten.

Berlin, 27. Februar 2017 (IGES Institut) - Das geht aus der Studie „Zukunft der Digitalisierung des Gesundheitswesens“ hervor, die das IGES Instituts in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen EPatient RSD erstellt hat. Sie beruht auf einer systematischen nationalen und internationalen Marktanalyse von Digital Health Lösungen. Eingeflossen sind zudem Ergebnisse einer Befragung von 80 Entscheidern im Gesundheitssystem. Ziel ist es, eine Übersicht über aktuelle Marktbewegungen und Strategien für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zu geben.

Bisher stehen Informationsangebote im Fokus

Der Studie zufolge erwarten alle befragten Akteure, dass die bereits stattfindende digitale Transformation in Zukunft die gesamte Kette der Versorgung verändern wird. Derzeit konzentrieren sich die meisten digitalen Aktivitäten zwar noch auf gesundheitliche Informationsangebote. Dennoch gibt es bereits zahlreiche Initiativen auf fast allen Stufen der eigentlichen Versorgung von der Früherkennung bis zum Krankheitsmanagement. Erkennbar ist der Trend zur Individualisierung in allen Stufen. Startups fokussieren sich derzeit vor allem auf die Bereiche Diagnostik, Therapie und Selbstmanagement.

Neue und für das Gesundheitswesen fremde Player erscheinen

Verändern wird sich die Rolle des Arztes. Jeder zweite der Befragten geht davon aus, dass IT-Anwendungen künftig die ärztliche Arbeit ergänzen werden. Jeder fünfte glaubt sogar, dass diese ärztliche Leistungen stellenweise auch ganz ersetzen können. Grundsätzlich erwarten mehr als 90 Prozent der Studienteilnehmer, dass die Digitalisierung die Versorgungsqualität verbessern wird.

Die Analyse zeigt, dass die neuen digitalen Möglichkeiten immer mehr die Branchengrenzen verschieben werden und neue bisher im Gesundheitswesen fremde Player wie IT- oder Digitalfirmen hinzukommen. Die Folgen werden neue Kooperationen aber auch neue Konkurrenzen sein.

Bezüglich noch bestehender Datenschutzbedenken gehen mehr als 70 Prozent der Befragten davon aus, dass diese überwunden werden können. Mit Blick auf die digitale Gesundheitsakte glauben die meisten, dass diese kommen wird. 80 Prozent erwarten jedoch keine einheitliche Lösung.