Scoping-Review: Präventionskultur fördert Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten

Die Präventionskultur eines Betriebes verringert nachweislich Unfall- und Verletzungsraten und unterstützt sicheres Handeln bei der Arbeit. Auch das Auftreten von Burn-out und emotionaler Erschöpfung der Beschäftigten lassen sich durch eine gute Präventionskultur reduzieren. Arbeitszufriedenheit, Arbeitsengagement und Arbeitsfähigkeit werden durch eine gute Präventionskultur gefördert.

Berlin, 18.10.2017 (IGES Institut) - Dies ist das Ergebnis der Studie „Scoping-Review Präventionskultur. Nutzen von Präventionskultur und Möglichkeiten ihrer Gestaltung“, die das IGES Institut im Auftrag der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und ihrer Mitglieder erstellt hat. Anlass für die Studie ist eine ab Oktober 2017 initiierte, gemeinsame Präventionskampagne der DGUV und ihrer Mitglieder. Ziel der Kampagne ist es, Sicherheit und Gesundheit als Werte für alle Menschen, für jede Organisation sowie für die Gesellschaft zu thematisieren und im Denken und Handeln zu integrieren.

Rund 50 internationale Studien ausgewertet

Zur Darstellung des wissenschaftlichen Hintergrunds der Kampagne recherchierten die IGES-Experten in dem Scoping Review die Evidenz zur Wirkung von Präventionskultur, zu Einflussfaktoren auf Präventionskultur sowie zu Möglichkeiten ihrer planvollen Gestaltung und bereiteten diese auf. Dafür werteten sie 51 internationale Studien aus.

Unter Präventionskultur versteht die Forschung ein Muster von Annahmen und Werten zu Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, das sich in Symbolen, Praktiken, Ritualen, Geschichten und Artefakten ausdrückt. Präventionskultur wird von Beschäftigten, Führungskräften, Sicherheits- und Gesundheitsexperten sowie durch das Management getragen und im täglichen Tun reproduziert.

Management und Führungskräfte mitentscheidend für Präventionskultur

Der Studie zufolge beeinflussen vor allem Commitment und Engagement des Managements und der Führungskräfte Präventionskultur. Auch die Regulierung und Koordinierung von Sicherheit im Unternehmen sowie der Aufbau einer angemessenen Arbeitsschutzorganisation sind Treiber von Präventionskultur. Darüber hinaus sind die Arbeitszufriedenheit und das Vertrauen unter Beschäftigten sowie zu Führungskräften als Einflussfaktor auf Präventionskultur identifiziert worden.
 
Die Studienlage zeigt darüber hinaus, dass es wirksame Möglichkeiten gibt, planvoll eine betriebliche Präventionskultur zu beeinflussen. Insbesondere auf den Handlungsfeldern Führung und Partizipation ließ sich Evidenz für die Wirksamkeit von Präventionskulturinterventionen identifizieren. Ein Teil der für das Scoping Review ausgewerteten Studienlage zeigt aber auch, dass kommunikative Prozesse unter Beschäftigten, die nur schwer planbar und voraussehbar sind, Präventionskultur mitgestalten. Wer Präventionskultur gestalten will, muss sich den Studienautoren zufolge auf solche kommunikativen Prozesse, auf Annahmen und Werte der Beschäftigten einlassen und diese in Interventionen zur Verbesserung von Kultur einbeziehen.