Prävention: Menschen mit Prädiabetes frühzeitig unterstützen

Mit einem neuen Präventionskonzept könnte die Zahl der Diabetes-Neuerkrankungen effektiv gesenkt werden. Dabei geht es um Angebote für besonders gefährdete Menschen, die bereits Vorformen der Stoffwechselerkrankung haben. Frühzeitiges Eingreifen bei Prädiabetes könnte zudem schwere und kostenintensive Diabetes-Folgekrankheiten verhindern. Die eingesparten Behandlungskosten würden die Ausgaben für das neue Versorgungsangebot mehr als kompensieren.

Berlin, 06.11. 2018 (IGES Institut) - Das geht es aus dem Versorgungsreport 2018 hervor, den das IGES Institut im Auftrag der DAK-Gesundheit erstellt hat. Darin untersuchen IGES-Wissenschaftler, welche Effekte es hätte, sich intensiv um Menschen mit einem hohen Diabetesrisiko zu kümmern. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts ist jeder zehnte Bundesbürger im Alter zwischen 40 und 89 Jahren von Prädiabetes mit hohem Risiko für einen Voll-Diabetes Typ 2 betroffen.

Teilnehmer über Check-up 35 gewinnen

Das entwickelte Präventionskonzept baut auf Erkenntnissen aus internationalen Studien auf, in denen die Wirksamkeit von intensiven Lebensstil-Interventionen untersucht wurde. Es setzt auf die allgemeine Gesundheitsuntersuchung für gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren, dem „Check up 35“, auf, wenn dabei Nüchternblutglukose-Werte auffällig sind. Je nach Wert würden Teilnehmer in eine Gruppe mit „mäßig erhöhtem Risiko“ und mit „stark erhöhtem“ Risiko eingeteilt und ihnen gezielt Unterstützungsangebote gemacht werden. Bei der Hochrisikogruppe gehen die IGES-Experten von 1,1 Millionen Betroffenen aus.

Mehrmonatiges Coaching-Programm wird angeboten

Dem Programm zufolge erhielte die gering gefährdete Gruppe lediglich eine intensive Beratung und die Empfehlung einer erneuten Blutglukose-Messung nach einem Jahr. Menschen mit erhöhtem Risiko würde hingegen ein Interventionsmodul angeboten. Dieses beinhaltet ärztliche Beratung sowie ein mehrmonatiges Coaching-Programm zur Änderung des Lebensstils mit persönlichen und digitalen Kontakten mit Ernährungsberatern und Ärzten. Sollte dies nicht greifen oder sich Blutglukosewerte weiter verschlechtern, wird der Einsatz antidiabetischer Medikamente (Metformin) empfohlen.

11.000 Schlaganfälle weniger

Die IGES-Wissenschaftler haben auch berechnet, welche Effekte ein derartiges Programm bis zum Jahr 2065 haben könnte. Dabei gehen sie von einer Teilnahmebereitschaft von rund 15 Prozent der Prädiabetes-Betroffenen aus. Danach würde sich die Zahl der Neuerkrankungen des Typ-2-Diabetes alleine in dem Lebensstil-Modul um 275.000 reduzieren, ein Rückgang um vier Prozent. Auch 11.000 Schlaganfälle oder 31.000 Fälle chronischer Nierenschwäche (Niereninsuffizienzen) - beides schwerwiegende Folgen einer Diabetes-Erkrankung - wären so vermeidbar. Kosten würde das Programm in den jeweiligen Modulen rund 200 und 280 Millionen Euro. Doch alleine durch die vermiedenen Nierenerkrankungen wären diese Ausgaben wieder reingeholt.