Palliativpatienten: Jeder zehnte beginnt mit spezialisierter ambulanter Behandlung

Rund 279.000 unheilbar Kranke und sterbende Patienten beginnen jährlich in Deutschland eine palliativmedizinische Behandlung. 37 von 10.000 Frauen und 31 von 10.000 Männern sind betroffen. Das durchschnittliche Alter zu Beginn der Behandlung liegt bei 77 Jahren. Das zeigen Auswertungen von Routinedaten der gesetzlichen Krankenkassen von rund vier Millionen Versicherten. Die Ergebnisse haben IGES-Experten auf der Gesundheitsökonomie-Konferenz ISPOR 2018 in Barcelona vorgestellt.

Berlin, 22. Dezember 2018 (IGES Institut) - Die meisten Patienten, 76,1 Prozent, greifen dabei initial auf die allgemeine ambulante Palliativversorgung (AAPV) zurück. Dabei kümmern sich vor allem Haus- oder Fachärzte sowie ambulante Pflegedienste außerhalb des Krankenhauses um die Betroffenen.

14,6 Prozent der Palliativpatienten begeben sich anfangs in entsprechende stationäre Behandlung in Kliniken. 9,3 Prozent Prozent der Betroffenen werden direkt im Rahmen der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) betreut, die seit April 2007 Leistung der gesetzlichen Krankenkassen ist. Die SAPV ergänzt die AAPV und ist für Patienten gedacht, bei denen eine besonders komplexe Versorgungssituation besteht und spezialisierte Palliativteams nötig sind.

43 Prozent der Patienten mit palliativer Versorgung sterben bereits innerhalb der ersten 50 Tage nach Initiierung der Palliativversorgung. Nach einem Jahr sind es 67,5 Prozent. Besonders hoch ist die Sterblichkeit im Rahmen der SAPV. Dort sterben 86,1 Prozent der Patienten innerhalb eines Jahres. Bei der AAPV sind es 60,8 Prozent. Aufgrund des demographischen Wandels wird der Bedarf nach palliativer Versorgung zunehmen. Die gewonnenen epidemiologischen Daten sollen laut der IGES-Wissenschaftler helfen, palliative Versorgungsangebote besser zu planen.

Der Kongress war das europäische Treffen der "International Society for Pharmacoeconomics and Outcomes Research" (ISPOR). Er fand vom 10.bis 14. November 2018 statt. Die ISPOR ist eine internationale wissenschaftliche Fachgesellschaft für „Health economics and outcomes research (HEOR)“. Die IGES Gruppe steuert seit Jahren zum wissenschaftlichen Programm bei.