Bessere Adipositas-Versorgung verringert Zahl der Betroffenen und Krankheitslast

Mit einer verbesserten Versorgung könnten innerhalb von zehn Jahren zwei Millionen Menschen weniger fettleibig sein. Die Zahl der Adipösen würde um ein Achtel von rund 16 Millionen auf 14 Millionen Betroffene sinken. Deutlich verringern würde sich zudem die Krankheitslast durch Folge- oder Begleiterkrankungen.

Berlin, 08. November 2016 (IGES Institut) - Das zeigen Analysen des IGES Instituts im Auftrag der DAK-Gesundheit, die auf einer von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelten Methodik beruhen. Mithilfe der so genannten „Generalized Cost-Effectiveness Analysis“ (GCEA) kann abgeschätzt werden, wie kosteneffektiv aktuelle und optimierte Versorgungsangebote sind.

Die angenommene verbesserte Betreuung beruht auf Behandlungsoptionen, die aktuelle Leitlinien von Fachgesellschaften nennen. Wesentliche Elemente sind eine frühe und gezielte Ansprache der Betroffenen sowie eine optimierte Ernährungstherapie unter ärztlicher Begleitung. Sofern eine chirurgische Therapie erfolgt, ist eine systematische Langzeitbetreuung vorgesehen.

In ihren Modellberechnungen nehmen die IGES-Wissenschaftler etwa an, dass sich rund 15 Prozent der adipösen Menschen (BMI über 30) kontinuierlich an den Maßnahmen beteiligen. Dies entspricht auch den Schätzungen von einbezogenen medizinischen Experten. Zum Vergleich: Die IGES-Autoren gehen davon aus, dass derzeit nur 5,5 Prozent der Betroffenen eine Adipositas-Behandlung nutzen.

Initialer Kostenanstieg flacht im Laufe der Zeit ab

Eine möglichst früh einsetzende intensive Betreuung führt dazu, dass deutlich weniger Menschen in die höheren Adipositas-Grade gelangen. Dadurch sinkt die Krankheitslast stärker als die Zahl die Betroffenen, weil die Risiken für Folgeerkrankungen in höheren Adipositas-Graden besonders hoch sind.

Durch eine derartige Umstellung der Versorgung würden die Kosten zunächst sprunghaft auf 1,28 Milliarden Euro ansteigen, wie aus dem DAK-Versorgungsreport Adipositas hervorgeht. Anschließend sinken jedoch die Versorgungskosten kontinuierlich, weil die Zahl der Menschen mit Adipositas abnimmt. Wenn sich die Angebote etabliert haben, würden die Ausgaben in allen Versorgungsbereichen jährlich bei rund 850 Millionen Euro und damit etwa 318 Millionen Euro über den derzeitigen Ausgaben liegen.

Krankheitslast anhand von DALY ermittelt

Wie effektiv eine verbesserte Behandlung ist, errechneten die IGES-Experten über die Krankheitslast. Diese ergibt sich aus der erhöhten Sterblichkeit und aus der verminderten Lebensqualität der Betroffenen durch die Adipositas und wird in DALY („Disability-Adjusted Life Years“) gemessen. Unter der optimierten Betreuung würde die Krankheitslast der Adipositas statt bei derzeit jährlich 630.000 DALY nur bei rund 408.000 DALY liegen. Zudem sind die Kosten niedriger, um die Krankheitslast zu verringern: Pro vermiedenem DALY sind aktuell rund 2.200 Euro aufzuwenden. In einem optimierten Szenario wären es nur 1.850 Euro.

Die IGES-Experten weisen darauf hin, dass derartige Verbesserungen entsprechende qualifizierte Versorgungsangebote voraussetzen, die zugleich konsequenter genutzt werden müssten. Nötig seien dafür unter anderem andere Rahmenbedingungen, um diese Angebote innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auch zu finanzieren.