Gefährdungsbeurteilung als Chance - Pilotprojekt bei einer Berufsgenossenschaft

Nur sechs Prozent der kleineren Unternehmen setzen Studien zufolge Gefährdungsbeurteilungen auch für psychische Belastungen um. Welche Potenziale dieses zentrale Element des Arbeitsschutzes dabei eröffnen kann, zeigt ein IGES-Pilotprojekt für eine Berufsgenossenschaft.

Berlin, 4. Juli 2013 (IGES Institut) - Die Gefährdungsbeurteilung, ein zentrales Instrument des Arbeitsschutzes, ermittelt und beurteilt Gefährdungen, die mit der Tätigkeit von Beschäftigten verbunden sind. Darauf aufbauend werden konkrete Arbeitsschutzmaßnahmen festgelegt und durchgeführt. Hierbei gilt: Auch psychischen Gefährdungsfaktoren muss Rechnung getragen werden.

In diesem Sinne – der gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen und gleichzeitig sinnvolle Maßnahmen für die Beschäftigten zu entwickeln – wurde die Gefährdungsanalyse psychischer Belastungen an einem Standort der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) durchgeführt. IGES-Wissenschaftler ermittelten mögliche psychische Gefährdungen mit Hilfe einer Mitarbeiterbefragung. Zusätzlich führten sie Interviews mit Führungskräften der betreffenden Abteilungen.

Befragungen das Mittel der Wahl

Mitarbeiterbefragungen sind bei Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belastungen ein geeignetes Instrument, da psychische Gefährdungen – im Gegensatz zu z.B. mechanischen Gefährdungen oder Gefahrstoffen – oft nicht sichtbar sind und nur durch Auskünfte der Mitarbeiter ermittelt werden können. Außerdem können Befragungsinstrumente speziell für die Belastungsprofile der zu beurteilenden Tätigkeiten angepasst werden.

Für die BGW konnte so ermittelt werden, dass zwar keine akute psychische Gefährdung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorliegt. Dennoch konnten Maßnahmenvorschläge entwickelt werden um bestehende Belastungen zu reduzieren. So wurden beispielsweise Arbeitsplätze erkannt, die Mitarbeiter durch monotone Tätigkeiten unterfordern können. Hier wurde als Maßnahme abgeleitet, dass das Tätigkeitsprofil dieser Arbeitsplätze angereichert werden sollte. Andere Tätigkeiten belasten Mitarbeiter durch häufige Unterbrechungen und Störungen durch ungesteuerte Kundenkontakte. Hier wurde vorgeschlagen, bestimmte Zeitfenster zu definieren, in denen störungsfrei konzentriert gearbeitet werden kann.

Beratungsbedarf bei Gefährdungsbeurteilung wächst

IGES erwartet eine steigende Nachfrage nach Beratung und Unterstützung bei der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Sie gehört zu den zentralen Instrumenten des Arbeitsschutzes, ist für Betriebe jedoch vielfach schwer durchzuführen. Dennoch wollen Arbeitgeber einerseits ihre gesetzlichen Verpflichtungen durch den Arbeitsschutz erfüllen, andererseits wollen sie psychisch gesunde Arbeitsumgebungen für ihre Mitarbeiter schaffen.

Mit seinen Erfahrungen im Bereich der betrieblichen Gesundheit unterstützt IGES Betriebe bei der fachgerechten Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belastungen und hilft bei der Entwicklung und Durchführung von Maßnahmen, die erkannte Gefährdungen reduzieren.