Frauen häufiger als Männer krankgeschrieben

Frauen sind häufiger, aber nicht länger als Männer krankgeschrieben. Ursache sind vor allem verschiedene Erkrankungsrisiken besonders bei Krebserkrankungen und psychischen Leiden.

Berlin, 15. März 2016 (IGES Institut) - Das geht es dem DAK-Gesundheitsreport 2016 hervor, für den IGES-Experten erneut das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen von rund 2,7 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten ausgewertet haben. Mit einer repräsentativen Befragung von rund 5.000 Männern und Frauen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren sowie von zahlreichen Experten gehen die IGES-Fachleute zudem den geschlechtsspezifischen Ursachen von Krankschreibungen nach.

Demnach lag der Krankenstand der Frauen im Jahr 2015 um 14 Prozent höher als der der Männer, ein Phänomen, das auf ähnlichem Niveau seit Jahren zu beobachten ist. Frauen sind häufiger krank gemeldet als Männer, ihre Arbeitsunfähigkeiten dauern jedoch nicht länger als die der Männer.

Psychische Leiden und Krebserkrankungen bei Frauen häufiger

Anders als bisher angenommen lässt sich dieser Unterschied nicht darauf zurückführen, dass Frauen und Männer in unterschiedlichen Branchen und Berufsfeldern tätig sind. Zum großen Teil lässt sich der Unterschied im Krankenstand durch geschlechtsspezifische Erkrankungsrisiken erklären: Für viele Erkrankungsgruppen haben Frauen im Erwerbsalter größere Risiken als ihre männlichen Kollegen.

Das trifft vor allem auf psychische Erkrankungen zu. Hier ist der Geschlechterunterschied besonders groß, weil Frauen 67 Prozent mehr Fehltage als Männer vorweisen. Zudem stellen sie die drittwichtigste Ursache für Fehltage dar. Zusätzlich leiden Frauen bereits während ihrer Berufstätigkeit häufiger an Krebserkrankungen (74 Prozent mehr Fehltage). Letzteres geht vor allem auf Brustkrebs zurück, der anders als Prostatakrebs bei Männern häufiger vor dem Rentenalter auftritt. In den jüngeren Altersgruppen erklären zudem Schwangerschaftskomplikationen bis zu 73 Prozent des Krankenstandsunterschieds.

Erkrankungen die bei Männern mehr Fehltage verursachen als bei Frauen sind vor allem Herz-Kreislauferkrankungen (65 Prozent mehr Fehltage als bei Frauen) sowie Verletzungen.

Unterschiedlicher Umgang mit der eigenen Erkrankung

Die Beschäftigtenbefragung zeigte auch Unterschiede beim Umgang mit Krankheit und Krankmeldung. So melden sich Männer bei gleichem selbstberichteten Gesundheitszustand seltener krank als Frauen.

Keinen Beitrag zur Erklärung des Unterschiedes im Krankenstand von Männern und Frauen liefert der sogenannte Präsentismus: Zwar gehen beide Geschlechter häufiger krank zur Arbeit als dass sie krank zuhause bleiben. Während Frauen im Durchschnitt 2,3-mal innerhalb eines Jahres krank zur Arbeit gingen, waren es bei ihren männlichen Kollegen nur 1,9 Fälle von Präsentismus.

Neue Chancen für betriebliche Gesundheitsförderung

Die Analysen zu Geschlechterunterschieden im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen lieferten nach Angaben der Autoren wichtige Ergebnisse, um betriebliche Gesundheitsförderung besser auf spezifische Zielgruppen zuschneiden zu können – ein Anliegen, so die IGES-Experten, das jüngst auch das Präventionsgesetz unterstreiche.

Höchster Krankenstand seit 16 Jahren

Generell steigt der Krankenstand im Jahr 2015 auf den höchsten Wert seit 16 Jahren. Durchschnittlich 4,1 Prozent der Erwerbstätigen waren im vergangenen Jahr an einem Kalendertag arbeitsunfähig gemeldet. Mehr als jeder Zweite (50, 4 Prozent) war mindestens einmal arbeitsunfähig gemeldet. 2014 waren dies noch 48,2 Prozent. Im Durchschnitt dauerte eine Krankschreibung rund 12 Tage. Mehr als die Hälfte aller Fehltage gingen auf das Konto von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und Atmungssystems sowie auf psychische Leiden, wobei Muskel-Skelett-Erkrankungen den größten Anteil am Krankenstand haben.