Anforderungsorientierte Tätigkeitsanalyse (AorTa): psychische Belastungen frühzeitig erkennen

Psychische Belastungen in der Arbeitswelt bleiben aktuellen Untersuchungen zufolge weiterhin hoch. Beispiel Handel: Ein vom IGES Institut erstellter Branchenreport zeigt, dass dort Belastungen wie monotones und schnelles Arbeiten weit verbreitet sind. Um Arbeitsstress frühzeitig zu erkennen und zu reduzieren, haben IGES-Experten eigens ein Verfahren zur Arbeitsgestaltung entwickelt. Es ist auch im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung einsetzbar.

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Berlin, 5. Mai 2016 (IGES Institut) - Hintergrund ist die ebenfalls vom IGES Institut entwickelte Anforderungsorientierte Tätigkeitsanalyse (AorTa). Sie dient dazu, körperliche, Umgebungs- und psychische Belastungen zu analysieren und zu verringern.

Mit Blick auf psychische Belastungen am Arbeitsplatz geht die neu entwickelte AorTa jedoch weiter, weil die Wirkung dieser Belastungen sehr von persönlichen und organisationalen Ressourcen eines Mitarbeiters abhängen. Das macht die Tätigkeitsanforderung „Verantwortung“ beispielhaft deutlich: So zeichnen sich manche Tätigkeiten durch ein hohes Maß an Verantwortung aus, was Beschäftigte als angemessene und wünschenswerte Herausforderung erleben. Wird die Verantwortung jedoch unangemessen groß, oder Beschäftigten fehlen die Mittel, diese tragen zu können, kann sie zur Fehlbelastung werden.

Systematische Bewertung von Tätigkeiten

Um derartige Fehlbelastungen zu erkennen, werden bei der AorTa schrittweise und systematisch Arbeitstätigkeiten bewertet. Die eingesetzten Werkzeuge sind für die Besonderheiten psychischer Belastungen speziell entwickelt und berücksichtigen sowohl das Maß der Belastung als auch die individuelle und organisationale Fähigkeit, dieser zu begegnen.

„Ein Betrieb oder eine Abteilung analysiert mittels einer definierten Abfolge strukturierter Workshops psychische Anforderungen und entwickelt darauf auf-bauend Lösungsideen“, erläutert Jörg Marschall, Projektleiter Arbeitswelt und Demografie am IGES Institut. Die AorTa kann eine eigenständige betriebliche Intervention zur gesundheitsförderlichen und effizienten Gestaltung von Arbeit sein. Sie kann aber auch im Rahmen von Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belastung eingesetzt werden, die Unternehmen entsprechend dem Arbeitsschutzgesetz regelmäßig vornehmen müssen.

Vielseitiges betriebliches Gesundheitsmanagement

Bisherige Erfahrungen mit der AorTa zeigen, dass in Unternehmen oder Betrieben durchschnittlich zwischen 15 und 70 Lösungsansätze entstehen. Firmen können etwa den Umgang mit hohem E-Mail-Aufkommen verbessern, Erreichbarkeit so regeln, dass die Bedürfnisse von Beschäftigten und Unternehmen in Einklang gebracht werden, die Arbeit mit Kunden stressfreier machen
oder die Meetingkultur verbessern. Marschall: „Mit den richtigen Instrumenten ist betriebliches Gesundheitsmanagement nicht nur Rückenschule oder Raucherentwöhnung, sondern gestaltet die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt.“