Studie: Versorgung von Demenzkranken besser steuern

Nur bei 42 Prozent aller Demenz-Patienten sind Fachärzte an der Behandlung beteiligt. Weniger als jeder vierte Betroffene (23 Prozent) wird ausschließlich von Nervenärzten, Neurologen und Psychiatern ambulant versorgt. Über die Betreuung entscheidet vor allem der Wohnsitz der Erkrankten.

Berlin, 28. April 2015 (IGES Institut) - Im regionalen Vergleich variiert nämlich die Beteiligung von Fachärzten deutlich zwischen Städten und Landkreisen. Der Anteil von Patienten mit ausschließlicher Facharztversorgung schwankt dabei auf Kreisebene zwischen drei Prozent und 45 Prozent.

Das geht es einer neuen Veröffentlichung des Versorgungsatlas des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI) zum Thema Demenz hervor. Datengrundlage waren Ergebnisse einer bereits im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie des IGES Instituts für mehrere Facharztverbände (*s.u.), die Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sowie das ZI. Die Auswertungen basieren auf patientenbezogenen Krankenkassendaten aus den Jahren 2008 bis 2010 von gut 130.000 Versicherten mit einer Demenz-Erkrankung.

Fehlender Facharztkontakt nach Erstdiagnose

Eine Demenzdiagnose wird fast ausschließlich ambulant gestellt, in 66 Prozent der Fälle vom Hausarzt. Nur 20 Prozent der Erstdiagnosen treffen Neurologen, Nervenärzte oder Psychiater. Innerhalb der ersten sechs Wochen nach Erstdiagnose wurde nur rund ein Viertel (25,3 Prozent) aller Demenz-Patienten durch einen Neurologen, Nervenarzt oder Psychiater behandelt.

Dabei war der Anteil in den großen Flächenländern Hessen (21,6 Prozent), Bayern (22,3 Prozent) und Niedersachsen (22,9 Prozent) niedriger, während er im Saarland (34,2 Prozent), in Berlin (29,1 Prozent) und in Hamburg (28,4 Prozent) über dem Bundesdurchschnitt lag.

Bessere Vernetzung im ambulanten Bereich nötig

Insgesamt deuten die regionalen Unterschiede in der Versorgung von Demenz-Patienten daraufhin, dass sich die Versorgung nicht immer primär an medizinischen Gesichtspunkten und therapeutischen Anforderungen orientiert, sondern häufig auch durch strukturelle Unterschiede der regionalen Angebotskapazitäten bestimmt wird. Die Ergebnisse der Studie zeigen für den ambulanten Bereich, dass dort eine bessere bereichs- und fachübergreifenden – Versorgungsplanung und –steuerung nötig ist.

* Berufsverbände Deutscher Nervenärzte (BVDN), Deutscher Neurologen (BDN), Deutscher Psychiater (BVDP), Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)