Ambulant behandelbare Krankenhausfälle vermeiden

Eine höhere Arztdichte in unterversorgten Regionen könnte bundesweit zu Einsparungen von jährlich bis zu 376 Millionen Euro beitragen, wenn dadurch ambulant behandelbare Krankenhausfälle vermieden werden. Das zeigen Modellrechnungen des IGES Instituts.

Berlin, 03. Juni 2015 (IGES Institut) - Experten sprechen von so genannten „ambulant-sensitiven Krankenhausfällen“ (ASK), die durch eine effektive und rechtzeitige ambulante Versorgung verhindert werden können. Deren Häufigkeit sowie Kosten ermittelten IGES-Wissenschaftler jeweils für die 17 Regionen der kassenärztlichen Vereinigungen (KV-Regionen). Die Einsparpotenziale errechneten sie durch vergleichende Analysen der KV-Regionen untereinander. Dies geschah im Auftrag des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) und wurde im ZI-Versorgungsatlas veröffentlicht.

Danach weist die KV-Region Nordrhein mit 61 Millionen Euro das größte absolute Einsparpotenzial auf, gefolgt von Bayern (54 Millionen Euro) und Westfalen-Lippe (52 Millionen Euro).

Höchstes Pro-Kopf Einsparpotenzial im Osten

Umgerechnet auf jeden gesetzlich Versicherten ergeben sich im Vergleich der KV-Regionen die größten Einsparmöglichkeiten in den ostdeutschen Bundeslanden: in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommen und Thüringen mit jeweils um die zehn Euro pro Kopf. Ursache dafür ist die in diesen Ländern bestehende größere ASK-Häufigkeit. Dies wiederum ist auf eine höhere Krankheitslast (Morbidität) der Menschen sowie auf die relativ ungünstige sozioökonomische Situation zurückzuführen. Keine Einsparpotenziale bestehen in den Stadtstaaten Bremen und Hamburg.

Krankheitslast hat stärksten Einfluss

Bei ihren Berechnungen berücksichtigen die IGES-Experten regionale Unterschiede bei Morbidität, der sozioökonomischen Situation und bei Infrastruktur, um den Einfluss der Arztdichte zu isolieren. Erwartungsgemäß zeigte sich dabei, dass die Morbidität den größten Einfluss auf das Leistungsgeschehen hatte.

Der wenn auch schwache Einfluss der Arztdichte wird allerdings wie folgt deutlich: Generell lag in mehr als jedem zweiten Landkreis oder kreisfreien Stadt (226) die ASK-Rate über dem bundesweiten Durchschnitt von 1.088 ASK-Fällen je 100.000 Einwohner. Die Mehrzahl dieser auffälligen Kreise (60 Prozent) hatte dabei eine unterdurchschnittliche Facharztdichte und war überwiegend ländlich. Das heißt: Je höher die Facharztdichte, desto weniger werden typischerweise ambulant behandelbare Fälle im Krankenhaus stationär versorgt. Für Hausärzte fand sich ein derartiger Zusammenhang nicht.

Bluthochdruck häufigste ASK-Diagnose

Bei den betrachteten ASK-Diagnosen handelt es sich um Krankheiten, die durch präventive Maßnahmen zu verhindern gewesen wären, akut auftretende Beschwerden, die im ambulanten Bereich kontrolliert werden könnten oder chronische Beschwerden, die durch eine adäquate Versorgung weniger akute Episoden aufweisen würden. In der Studie war die häufigste Diagnose der ASK-Fälle der Bluthochdruck, knapp ein Drittel.

Die jüngsten ZI-Analysen setzen Arbeiten eines Gutachtens für das Bundesgesundheitsministerium im Zusammenhang mit dem GKV-Versorgungsstrukturgesetz fort. Für den ZI-Versorgungsatlas hatte IGES bereits die Versorgungssituation von Demenz-Erkrankungen analysiert.


Albrecht M, Sander M. Einsparpotenziale durch ambulantsensitive Krankenhausfälle (ASK) - Regionale Auswertungen der fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik für das Jahr 2011. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi), Versorgungsatlas-Bericht Nr. 15/08. Berlin, 2015.

Der vollständige Bericht kann beim IGES Institut angefordert werden.