Ungenutzte Potenziale von Generika in Europa

Generika machen in den meisten europäischen Ländern den Großteil des Arzneimittelangebots aus. Sie tragen zudem nachweislich dazu bei, die Gesundheitsversorgung zu verbessern. Allerdings werden ihre Potenziale europaweit nicht vollständig ausgeschöpft.

Berlin, 17. November 2015 (IGES Institut) - Generell haben die mengenmäßigen Marktanteile von Generika in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. In den meisten europäischen Ländern machen sie mehr als die Hälfte des Arzneimittelangebots aus: in Deutschland, dem größten europäischen Arzneimittelmarkt, sogar rund drei Viertel. In den zweit- und drittgrößten Pharmamärkten, Italien und Frankreich, erreichen sie hingegen nur mengenmäßige Marktanteile von 41 bzw. 52 Prozent, obwohl Generika internationalen Studien zufolge zu einer substanziellen Absenkung des Arzneimittelpreisniveaus von bis zu 70 Prozent führen können. Darauf weisen Experten des IGES Instituts in einer Analyse hin, die im Auftrag des Europäischen Generikaverbandes (EGA) entstand.

Effekt auf die Gesundheitsversorgung untersucht
In der Studie „Der Wert der Generika“ (Health Economics Study „Value of Generic Medicines“) untersuchten die IGES-Wissenschaftler zudem am Beispiel ausgewählter Behandlungsgebiete, wie und in welchem Ausmaß Generika zur einer besseren gesundheitliche Versorgung in Deutschland beitragen. Hierfür wurden Indikationsgebiete ausgewählt, bei denen Generika nach Patentfreigabe innerhalb von zwei Jahren mengenbezogene Marktanteile von 75 bis 90 Prozent erreichten.

Höhere Kosteneffektivität erreicht
Hierzu zählt die medikamentöse Behandlung des erhöhten Bluthochdrucks, für deren klinischen Nutzen umfassend Evidenz besteht. Vor allem nach dem Eintritt von Generika hat der Verbrauch entsprechender Antihypertensiva in den vergangenen Jahren stark zugenommen, bei nahezu konstantem Umsatz. Generika haben damit zu höherer Kosteneffektivität geführt, also zu mehr behandelten Patienten ohne merkliche Kostensteigerungen.

Ähnliches gilt für die Behandlung des Brustkrebs mittels adjuvanter endokriner Therapie, etwa mit Aromatasehemmern oder Antiöstrogenen. Auch bei Brustkrebs ist die Sterblichkeit unter anderem durch den Einsatz von Medikamenten zurück gegangen. Anders als bei Bluthochdruck ist die Behandlungsrate jedoch gleich geblieben. Der Umsatz entsprechender Präparate ist durch Generikaeinführungen allerdings stark gesunken. Generika dieser Wirkstoffgruppen erreichten im Durchschnitt einen mengenbezogenen Marktanteil von mehr als 90 Prozent.

Bei der Behandlung von Depression dämpfen Generika die steigenden Ausgaben, die der seit Jahren wachsende Verbrauch von Antidepressiva mit sich bringt. Dies wiederum trägt dazu, ungedeckte Behandlungsbedarfe zu verringern.