Gruppierungssystem

Ein Gruppierungssystem für die Morbidität von Versicherten würde dazu führen, dass Krankenkassen für einen Versicherten zum Beispiel mit Diabetes mellitus (mit Dialysepflicht) 18.231 Euro pro Jahr mehr bekommen als zum herkömmlichen Ausgleichsverfahren.

Der im Jahr 1994 zwischen den gesetzlichen Krankenkassen eingeführte Risikostrukturausgleich (RSA) schaffte den Anreiz ab, dass Krankenkassen gezielt jüngere Versicherte bewerben. Geblieben war aber der Anreiz, für Versicherte mit teuren Erkrankungen zumindest keine aktive Werbung zu betreiben, weil diese bei durchschnittlichen Zuweisungen aus dem Risikostrukturausgleich oftmals stark überdurchschnittliche Leistungsausgaben benötigen. Es wurde im Jahr 2001 gesetzlich verankert, dass ein morbiditätsorientierter RSA eingeführt werden sollte, der den Wettbewerb der Krankenversicherungen um Kranke ankurbeln sollte.

IGES führte im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums zusammen mit Projektpartnern eine umfangreiche Recherche über erprobte Morbiditätsklassifikationssysteme durch. Die für Deutschland potenziell relevanten Systeme wurden dann auf eine große Stichprobe von Versichertendaten angewendet und auf ihre Leistungsfähigkeit untersucht, die zukünftige Morbiditäts- bzw. Ausgabenlast einer Kassenpopulation vorherzusagen. Dabei schnitt das System „IPHCC+RxGroups“ der Firma „DxCG“ am besten ab. Mit ihm lassen sich die Ausgaben im folgenden Jahr mit einer Sicherheit von 24 Prozent vorhersagen im Vergleich zu nur sechs Prozent beim herkömmlichen RSA. Ein RSA auf dieser Basis sollte nunmehr für Krankenkassen Anreize schaffen, chronisch Kranke als Versicherte zu werben und für sie Behandlungsprogramme anzubieten, die deren Behandlungskosten mittel- und langfristig senken.

Die Erkenntnisse des IGES-Projekts wurden im Rahmen des politischen Kompromisses der Regierungskoalition 2005-2009 teilweise übernommen. Statt eines vollständigen Finanzausgleichs wurde der Ausgleich auf eine Auswahl von 80 Erkrankungen begrenzt.