Angebotsinduzierte Nachfrage

In einer süddeutschen Region liegt die Zahl der gynäkologischen Krankenhausfälle pro Versicherten 51,5 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.

In der gesundheitspolitischen Diskussion sind Befürchtungen weit verbreitet, dass die Verfügbarkeit von Versorgungsangeboten deren Nutzung nach sich zieht, bekannt als „Roemer’s Law“: „A hospital bed built is a bed filled“. Was plausibel klingt, ist jedoch aus methodischen Gründen nicht einfach nachzuweisen.

Weil die Routinedaten der Krankenkassen einen Populationsbezug haben, können demographisch standardisierte Behandlungshäufigkeiten ermittelt und zwischen Regionen verglichen werden. Wenn in einer Region z.B. eine besondere Häufung bestimmter Krankenhausfälle beobachtet wird und sich keine epidemiologischen Hypothesen zu deren Erklärung aufdrängen, kann möglicherweise ein erhöhtes Angebot an stationären Behandlungskapazitäten die Ursache sein.

In einer süddeutschen Region gab es zu der damaligen Zeit tatsächlich eine Häufung gynäkologisch-geburtshilflicher Belegkliniken, die als Erklärung der Überinanspruchnahme in Frage kamen. Andere Faktoren konnten dies nicht erklären.

Mit dieser Arbeit gelang der Einstieg in die empirische Untersuchung des ökonomischen Phänomens der „angebotsinduzierten Nachfrage“. Vor allem Entscheidungsträger der Krankenkassen hatten damit ein Instrument zur Aufdeckung möglicher Ursachen für ineffiziente Versorgungsstrukturen. Auch die Krankenhaus-
Planung der Länder bekam dadurch wichtige Impulse ebenso wie die generelle Diskussion um die Finanzierung der Krankenhäuser.