Disease-Management-Programme

Disease-Management-Programme für alle Diabetiker können Komplikationen reduzieren und damit pro Jahr 119 Mio. Euro einsparen. Sie kosten aber mindestens 260 Mio. Euro jährlich.

Anfang des neuen Jahrtausends beklagten einzelne Krankenkassen, dass sich ihre finanzielle Situation durch ungünstige Morbidität ihrer Versicherten trotz des 1994 eingeführten RSA laufend verschlechtert. Sie forderten kurzfristige Maßnahmen, weil die geplante Einführung eines morbiditätsorientierten RSA erst im Jahr 2007 wirksam werde. Vorschlag war, für einzelne chronische Erkrankungen wie etwa Diabetes mellitus aus dem RSA finanzielle Zuweisungen ad hoc zu gewähren, wenn sich die Betroffenen in Disease-Management-Programme (DMP) einschreiben. Die Vertreter dieses Vorschlags argumentierten, dass sich durch solche Programme enorme Summen einsparen
ließen, weil die verbesserte Betreuung Komplikationen und damit Folgekosten verhindere.

Um mehr über das Potenzial der DMP zu erfahren, führte IGES eine Simulationsrechnung durch. Sie sollte die gesundheitlichen Effekte für eine Laufzeit von 5 Jahren ermitteln. Grundlage war eine repräsentative Stichprobe von Diabetikern. Auf sie wurden die Effektstärken der zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Studien über Interventionen zur Vermeidung von Folgekomplikationen angewendet. Zusätzlich wurden Annahmen über die reale Wirksamkeit solcher Interventionen getroffen, vor allem mit Blick auf die Compliance der Patienten bei Maßnahmen wie etwa Gewichtsabnahme.

Die Ergebnisse waren ernüchternd. Dies war vor allem darauf zurückzuführen, dass die Mehrzahl der Diabetiker relativ geringe Risiken für Folgeerkrankungen hat. Daher ist auch die Zahl der durch DMP vermiedenen Komplikationen niedrig. Demgegenüber stehen aber Interventionen, die sich nach dem Gießkannenprinzip an alle Diabetiker richten, weil die Einschreibung in die Programme Bedingung für die Auszahlung der Zuschläge für die Kassen sind.

Die Studienergebnisse wurden in der Diskussion um die Möglichkeit zur Effizienzsteigerung der Versorgung stark beachtet. Die Kopplung der Einschreibung in die Programme an Ausgleichszahlungen aus dem RSA wurde 2009 aufgehoben.