Studie: Wie Pflegeeinrichtungen in Sachsen digitaler werden

Pflegeeinrichtungen im Freistaat Sachsen haben im bundesweiten Vergleich einen hohen Nachholbedarf bei der Digitalisierung. Auch die Umsetzung des Strukturmodells zur entbürokratisierenden Pflegedokumentation könnte noch umfassender erfolgen. Experten empfehlen daher mehr organisatorische und finanzielle Unterstützung der Pflegeeinrichtungen seitens der Verbände und des Bundeslandes. Allerdings hemmen weiterhin generelle Rahmenbedingungen die Digitalisierung der Pflege, so wie in anderen Bundesländern auch.

Berlin, 25. September 2023 (IGES Institut) - Das geht aus der „Studie zur Entbürokratisierung der Pflege in Sachsen“ hervor, die das IGES Institut im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt erstellt hat. Ziel war es, den aktuellen Stand der Digitalisierung und Dokumentationsentlastung in dem Freistaat zu erfassen und Handlungsempfehlungen für weitere Fortschritte zu geben.

Digitalisierung der Pflege wird offen begegnet

Die Studie zeigt, dass in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen in Sachsen durchaus eine hohe Aufgeschlossenheit gegenüber Technik in der Pflege und Betreuung besteht. Knapp drei Viertel der Einrichtungen schätzen, dass ihre Beschäftigten dafür offen seien, ergab eine Befragung. Aber vor allem bei den ambulanten Pflegediensten besteht weiterhin Nachholbedarf bei der Digitalisierung. So planen beispielsweise 71 Prozent der Dienste ihre Touren- und Einsätze bereits IT-gestützt. Bundesweit sind es hingegen durchschnittlich 88 Prozent.

Fehlende sektorenübergreifende Kommunikation

Hemmend auf die Digitalisierung wirken sich in Sachsen – wie in anderen Bundesländern auch - weiterhin die generellen strukturellen Mängel des Gesundheits- und Pflegesystems aus. Dazu gehören Kostenträger, die weiterhin papiergebundene Abrechnungen verlangen, die fehlende Standardisierung und Schnittstellen für den sektorenübergreifenden Datenaustausch oder die fehlende sektorenübergreifende Kommunikation im Gesundheitswesen. Problem ist auch in einigen Regionen die Netzverfügbarkeit: Jeder zweite ambulante Pflegedienst in Sachsen berichtet von Verbindungsproblemen vor allem auf dem Land, zeigt eine Befragung für die Studie.

Förderprogramme der Pflegekassen unbekannt

In Sachsen scheinen Förderprogramme der Pflegekassen zur Digitalisierung teilweise noch eher unbekannt zu sein. 79 Prozent der Pflegeeinrichtungen wissen davon, bundesweit sind es jedoch 87 Prozent. Die Einrichtungen weisen in diesem Zusammenhang allerdings auch darauf hin, dass die vorgesehenen Fördersummen für sie nicht ausreichen würden. Zudem empfinden sie den Markt für technische Produkte als sehr unübersichtlich und sie vermissen brauchbare, zuverlässige Informationen zur Orientierung.

Nachholbedarf bei EinSTEP vor allem in der ambulanten Pflege

Bei der Implementierung des Strukturmodells zur entbürokratisierenden Pflegedokumentation (EinSTEP) gibt es Unterschiede zwischen stationär und ambulant. Während in Sachsen inzwischen 84 Prozent der stationären Einrichtungen danach dokumentieren, sind es bei den ambulanten Diensten erst 68 Prozent. Die Studie ermittelte Hinweise, was den Einsatz hemmt. Dazu zählen Wissensprobleme über das Strukturmodell oder unzureichende Schulungen, die teilweise von nur einmalig geschultem eigenem Personal der Einrichtungen durchgeführt werden. Auch zu wenig Unterstützung bei Anwendungsproblemen nach den Schulungen, technische Schwierigkeiten oder Probleme bei der Auswahl geeigneter Softwareprodukte nennt die Studie als Ursachen. Etwa 22 Prozent der befragten Pflegeeinrichtungen bemängeln, dass das Strukturmodell in der Ausbildung nur unzureichend vermittelt werde.

Landesförderprogramm für technische Infrastruktur

Vor diesem Hintergrund nennt das Studienteam Möglichkeiten, wie Pflegeeinrichtungen in Sachsen etwa auf Landesebene besser unterstützt werden können. So sollte etwa der Freistaat prüfen, ob Einrichtungen mithilfe eines Landesförderprogramms ergänzende Mittel für die technische Infrastruktur bereitgestellt werden könnten. Auch spezielle Informationsangebote zur Digitalisierung sollten geschaffen werden.

Um das Strukturmodell noch mehr zu verbreiten, sollte das im Rahmen der Implementierungsstrategie der Jahre 2017 bis 2019 etablierte Kooperationsgremium auf Landesebene wieder ins Leben gerufen und alle relevanten Akteure beteiligt werden. Zudem sei zu überlegen, wie das Konzept des Strukturmodells verstärkt in die pflegerische Ausbildung einfließen kann. Ferner sollten die landesweiten Pflegeverbände aktiv werden, erneut das Wissen über das Strukturmodell und dessen praktische Umsetzung zu schulen.