Arzneimittel-Atlas: Sondereffekte prägen Ausgabenplus bei den Arzneimitteln

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Arzneimittel stiegen 2014 um 2,95 Milliarden Euro auf 33,3 Milliarden Euro. Das entspricht nach der Statistik des Bundesgesundheitsministeriums einem Plus von 9,7 Prozent.

Berlin, 09. Juni 2015 (IGES Institut) – Zur Hälfte geht dieser Anstieg jedoch auf einmalige Sondereffekte zurück: auf den seit langem geplanten Wegfall der erhöhten Herstellerabgabe, die Zunahme der Versicherten - um rund 430.000 - sowie die erhöhte Apothekenvergütung. Die andere Hälfte des Zuwachses bedingen bedeutende therapeutische Innovationen.

Das geht aus dem Arzneimittel-Atlas 2015 hervor, der in diesem Jahr in zehnter Ausgabe und erstmals umfassend online erscheint. Danach schlugen alleine das Auslaufen des 16-prozentigen Herstellerrabattes und die erhöhte Apothekenvergütung mit 1,16 Milliarden Euro zu Buche.

Mehrverbrauch durch neue Behandlungsoptionen

Bei der Untersuchung, welche marktgetriebenen Faktoren die Ausgaben für Arzneimittel beeinflussen, waren 2014 vor allem die Verbrauchs- und Innovationskomponente mit jeweils rund 1,3 Milliarden Euro bestimmend.

So bewirkten vor allem neue Medikamente gegen Rheuma, Multiple Sklerose (MS), Schlaganfall (Mittel zur Blutgerinnungshemmung), Hepatitis C und Makuladegeneration am Auge drei Viertel des verbrauchsgetriebenen Ausgabenplus aus.

Hintergrund des Mehrverbrauchs ist etwa bei den Mittel zur Blutgerinnungshemmung und gegen MS, dass damit zusätzliche, bisher unbehandelte Patienten therapiert werden können.

Standard der Hepatitis C-Therapie wechselt

Innovationsgetriebenes Ausgabenwachstum von rund 1,3 Milliarden Euro lösten vor allem neue therapeutische Ansätze wie Sofosbuvir zur Behandlung der Hepatitis C, Tyrosinkinase-Hemmer in der Krebsbehandlung und direkt wirkende Faktor-Inhibitoren zur Blutgerinnungshemmung (kurz NOAKs: neue orale Antikoagulantien) aus. Bei der Behandlung der Hepatitis C beispielsweise verdrängen neue Wirkstoffe, die im Rahmen der frühen Nutzenbewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) mit Zusatznutzen bewertete wurden, innerhalb eines Jahres alte Präparate und die bevorzugte Therapie wechselte.

Einsparungen geringer als im Vorjahr

Demgegenüber standen Einsparungen durch die Verschreibung günstiger Generika und die Abgabe rabattierter Arzneimittel in Höhe von 608 Millionen Euro (2013: 744 Millionen Euro). Die Kompensation auf die positiven Ausgabeneffekte war aber damit geringer als in den Vorjahren.

Im Vergleich zu anderen Leistungsbereichen der GKV hatten Arzneimittel im Durchschnitt der vergangenen vier Jahre mit 2,3 Prozent den geringsten Ausgabenzuwachs. In dieser Zeit stiegen die Ausgaben für stationäre Behandlung jährlich um 3,7 und für die ambulante ärztliche Behandlung um fünf Prozent.

Den Arzneimittel-Atlas erstellt das IGES Institut im Auftrag der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa).